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Ein Reich - aus viel Blut, Eisen, Intrige und Bestechung

Wenn wir das gewußt hätten! - Teil-3 - Das Reich Bismarcks

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Autor: bib   
Deutsch Französischer Krieg 1870/1871
1868 war in Spanien die vom französischen Bourbonenhaus abstammende Königin Isabella II. gestürzt worden; womit der spanische Thron vakant war. Nachdem drei Kandidaturen an der interventionistischen Politik des Französischen Kaisers Napoléons III. gescheitert waren, bot Juan Prim, Ministerpräsident der spanischen Übergangsregierung, Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen die spanische Krone an. Zunächst lehnte Leopold ab, doch ersuchte die spanische Regierung Preußen entsprechend auf Leopold einzuwirken. Von Napoléon III. hingegen, wurde ebenso die Kandidatur Leopolds abgelehnt. Frankreich wollte mit Alfons, dem Sohn Isabellas, das Haus Bourbon wieder auf den spanischen Thron bringen.

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Das schwarze Gespenst
Hüben und Drüben. Als ein Mittel, die Völker "militärfromm" zu machen und in ihnen die Steuerzahl-Lust zu erwecken.
Kladderadatsch 20. Juni 1869

Emser Depeche
Durch Verkürzung der Emser Depeche vom 13. Juli 1870 des preußischen Königs an Frankreich, verschärfte Bismarck den Tenor dieser diplomatischen Note. Eine gezielte Provokation gegenüber Frankreich, was dessen Kriegserklärung an Preußen zum Ergebnis hatte.
In diesem Wissen unterstützt Otto von Bismarck, nun Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes, das Angebot des spanischen Thrones und drängt Leopold, die angebotene Krone doch anzunehmen. Parallel hetzt Bismarck mit antifranzösischer Stimmungsmache seine Bevölkerung durch eine Vielzahl populistischer Parlamentsreden und Presseartikel auf. Der Norddeutsche Bund und Frankreich stehen sich nun in aller Schärfe gegenüber. Durch die Hohenzollernkandidatur auf den spanischen Thron befürchtete man in Frankreich, künftig von hohenzollerschen Staaten eingekreist zu werden.

Bismarcks Kriegshetze erzielt in Frankreich die erhoffte feindselige Wirkung
Die Krise schien durch den erneuten Verzicht Prinz Leopold zunächst entschärft. Jedoch wies der preußische König Wilhelm I. das Verlangen Frankreichs zurück, das Haus Hohenzollern solle auch für alle Zukunft auf ähnliche Kandidaturen verzichten. König Wilhelm I informierte Bismarck darüber in der sogenannten Emser Depesche.

Bismarck nutzte die Gelegenheit. Er redigierte die Depesche, indem er durch weglassen wesentlicher inhaltlicher Teile, den Tenor verzerrt und verschärft und die Depesche so an die Presse weitergibt. Napoleon III. wurde damit vor aller Welt brüskiert. Angesichts der Reaktionen in der französischen Öffentlichkeit sah Frankreich keine andere Wahl mehr, als Preußen am 19.07.1870 den Krieg zu erklären. Damit erschien Frankreich, wie von Bismarck beabsichtigt, als Aggressor. Folglich war nun auch in den süddeutschen Staaten die öffentliche Meinung gekippt. Man sah den Bündnisfall als gegeben. Frankreich hatte nicht damit gerechnet, dass die suddeutschen Königreiche Bayern und Württemberg sowie das Großherzogtum Baden sich auf Seite Preußens an dem Krieg beteiligen werden.

Österreich hingegen war durch eine Finanzkrise geschwächt und wurde daneben durch Russland zur Neutralität gedrängt. Russland war zwischen 1853 und 1856 Gegner Frankreichs im Krimkrieg. Großbritannien blieb ebenso neutral und löste sogar die profranzösische Welfenlegion auf. Dies hatte zur Folge, dass nun auch Dänemark kniff, gegen Preußen eine zweite Front im Norden zu eröffnen.

Leichte Feldkanone C/64/67 von Krupp Die preußische 4-Pfünder-Feldkanone C/67, war im Deutsch-Französischen Krieg kriegsentscheidend.
Somit war Frankreich außenpolitisch völlig isoliert. Zudem überschätzte es auch noch seine militärische Stärke. Die deutsche Artillerie, ausgerüstet mit neuartigen stählernen Hinterlader-Geschützen von Alfred Krupp, war militärisch im Vorteil. Mit über vier Kilometer Reichweite besaßen diese Geschütze mehr als die doppelte Reichweite der französischen Geschütze. Dieser Vorzug war maßgeblich in der Schlacht von Sedan am 1. September. Die Gefangennahme des französischen Kaisers Napoléon III. am Tag darauf und die Kapitulation der kaiserlichen Truppen nach der Schlacht von Sedan, war für den Ausgang des Krieges vorentscheidend.

Nach der kaiserlichen Kapitulation wurde in Paris unter dem Druck der Massen am 4. September 1870 die „Dritte Republik“ proklamiert. Die neue französische Regierung der nationalen Verteidigung hielt eine Fortsetzung des Krieges für möglich. Dies und der Guerillakrieg der „Franc-tireurs“ führte zu einer erheblichen Verbitterung auf beiden Seiten. Der preußische Generalstab drängte die Kommandeure zu rücksichtslosem Vorgehen gegen irreguläre französische Truppen. Bismarck äußerte sich im Herbst anerkennend über die bayerische Kavallerie, da diese mit dem „Totschießen“ von Freischärlern „rasch bei der Hand“ sei. Ab dem 19. September wurde die französische Hauptstadt von deutschen Truppen belagert und – noch vor Jahresende – systematisch beschossen.

Ludwig II, der käufliche König Ludwig II verkaufte am 30.11.1870 für 4 Millionen Taler, davon 300.000 zur eigenen Verfügung, die Souverität Bayerns an den Norddeutschen Bund. Für Kanzler Otto von Bismarck, der Ludwig II. bestochen hatte, war ab dann der Weg zum ersten deutschen Nationalstaat frei. Das "Deutsche Reich" wurde eineinhalb Monate später in Paris proklamiert.
Gleichzeitig trieb Bismarck sein Projekt eines deutschen Nationalstaates weiter voran. So bestach er den Bayerischen König Ludwig II., der dem Projekt bis dahin ablehnend gegenüber stand. Ludwig wollte die Kaiserkrone zwischen München und Berlin wandern lassen, was Bismarck wiederum ablehnte. Letztendlich unterschrieb Ludwig II. am 30. November 1870 den von Otto von Bismarck entworfenen sogenannten Kaiserbrief dann doch, mit dem der Preußenkönig gebeten wurde, den Titel eines Deutschen Kaisers anzunehmen. Bismarck sicherte Ludwig II im Gegenzug geheime Geldzahlungen zu, die aus dem Welfenfonds geleistet wurden. Aus der vom Reichstag des Norddeutschen Bundes beschlossenen National-Dotation in Höhe von 4 Millionen Talern wurden Ludwig 300.000 Taler zur Verteilung nach eigener Bestimmung zur Verfügung gestellt, die der Märchenkönig maßgeblich in den Bau von Neuschwanstein investierte. Durch die Bestechung des Bayerischen Königs war für Bismarck der Weg zum „Deutschen Reich“ frei geworden. Am 18. Januar 1871 kam es im okkupierten Spiegelsaal von Versailles zur „Kaiserproklamation“, was eine weitere Demütigung Frankreichs darstellte. Wenige Tage später kapitulierte Paris. Bismarck hatte damit den Höhepunkt seiner politischen Laufbahn erreicht. Ludwig II. beteiligte sich im Gegensatz zu seinem Onkel Luitpold und seinem Bruder Otto nicht an der Kaiserproklamation in Versailles am 18. Januar 1871. Vermutlich plagte den Bayerischen König ein schlechtes Gewissen.

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