Hetzerkarrieren in der BRD-GmbH

Thilo Sarrazin - Seite 2

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Autor: Gert Flegelskamp   
Der Blick auf die Finanzdienstleister zeigt derzeit aktuell, was wirklich dahinter steckt. Dort ist vermutlich auch der Slogan anzusiedeln, dass Geld arbeiten kann, denn lange Zeit warben diese Institute damit: "Lassen Sie Ihr Geld für sich arbeiten." Hintergrund ist das im Kapitalismus heute übliche Zinses-Zins-System, dessen exponentielles Format Einkommen verspricht, die von jeglicher Leistung frei sind, außer vielleicht der damit verbundenen kriminellen Energie. Was sich in der Vergangenheit an den Börsen und im weltweiten Finanzsektor abgespielt hat, hätte selbst in einem Hinterhof-Casino zur Abwehr mit den Worten "das ist mir zu heiß" geführt. Ob Hedge- oder Equity-Fonds, sie sind eines der Ergebnisse dieser Finanzjongleure, zu denen man auch die für die Finanzen zuständigen Politiker, unter anderem Sarrazin, zählen muss. Es ist ähnlich wie bei einem LKW. Wenn man die Ladung stetig steigert, dabei jegliche Vertäuung der Ladung vermeidet, muss dieser LKW zusammenbrechen oder verunglücken. Was die ungesicherte Ladung beim LKW, sind die Finanzkonstrukte bei den Banken und was die Überladung der Fracht beim LKW, sind die Derivate und Finanzwetten, die Optionsgeschäfte und weitere Finanzprodukte bei den Banken. Das Konstrukt von Bad-Banken, das Steinbrück nun auf den Weg bringt, ist ein weiteres Kapitel dieser unseriösen Machenschaften, um den Spekulanten, die es nicht rechtzeitig geschafft haben, ihr Kapital in Sicherheit zu bringen, zumindest einen Teil ihres "Spieleinsatzes" zu retten, zu Lasten der Allgemeinheit.

In den letzten Jahren sind die Finanzmittel der so genannten Hochfinanz drastisch gestiegen und im gleichen Maße ist das Vermögen von Otto Normalverbraucher oder Lieschen Müller, wie der Volksmund die Masse der Menschen gerne bezeichnet, abgeschmolzen. Aus einem mir nicht ersichtlichen Grund werden aber diese modernen Raubritter von der Allgemeinheit noch bewundert. Nur wenige scheinen zu begreifen, dass die Riesenvermögen einiger Weniger nur durch Plünderung der Massen anwachsen konnten. Ein praktisches Beispiel. In fast allen großen Unternehmen ist ein Passus des Arbeitsvertrages, dass Erfindungen der Mitarbeiter dem Unternehmen gehören. In einigen dieser Unternehmen gibt es dabei eine Form des Wettbewerbs mit der Bezeichnung "Verbesserungsvorschläge." Für geeignete Vorschläge bekommen die Mitarbeiter dann Prämien, die aber zumeist in keinem Verhältnis zum Nutzen für das Unternehmen stehen. Während die Politik Gesetze beschließt, die geistiges Eigentum sichern sollen, sind die Arbeiter und Angestellten dieser Unternehmen vertraglich verpflichtet, ihr geistiges Eigentum völlig umsonst oder gegen ein geringes Entgelt in Form einer kleinen Prämie an das Unternehmen zu übergeben. Dagegen geht keine Regierung vor. Eigentlich klar, denn sie ist Bestandteil des Ausbeutungssystems. Die damit erzielten Gewinne kassieren die Aktionäre und erwirken Kurssteigerungen an den Börsen, was die Haie der Branche, die Spekulanten und die Mafia magisch anlockt. Dabei sollte man sich meiner Ansicht nach keinen Illusionen hingeben. Wirtschaft, Politik und die Spitzen der Mafia sind heutzutage derart eng verwoben, dass eine Unterscheidung nur noch in den Bezeichnungen, nicht aber in den Personen möglich ist. Es war ein Finanzminister der SPD, Hans Eichel, der das Tor für die Hedge- und Equity-Fonds in Deutschland weit geöffnet hat, indem er den Verkauf von Unternehmensbeteiligungen steuerfrei gestellt hat. Zusammen mit dieser Aktion wurde den Menschen eingeredet, man brauche Investoren aus dem Ausland, um der Arbeitslosigkeit zu begegnen. Die vorgenannten Fonds waren solche "Investoren". Sie kauften Unternehmen und weideten sie aus, wie ein Metzger das Schlachtvieh. Damit wurden keine Arbeitsplätze geschaffen, sondern weitere Arbeitsplätze vernichtet.

Unternehmer prahlen immer damit, dass sie Arbeitsplätze schaffen. Nein. das tun sie nicht. Wenn sie Leute einstellen, dann nur deshalb, weil sie diese Leute dringend benötigen, um ihre Produkte zu produzieren oder ihre Geschäfte zu erledigen, also aus reiner Profitsucht. Wenn es eben geht. kündigen Sie ihren Arbeitern und Angestellten, weil damit die Börsennotierungen steigen und wieder Kapital von unten nach oben fließt. Kein Unternehmer stellt Leute ein, weil er sich aus sozialen Gründen dazu verpflichtet fühlt. Geld, dass er in Unternehmen investiert (heute ohnehin eher selten), ist Geld, dass zuvor andere für ihn erwirtschaftet haben, Leute, die er rücksichtslos entfernt, wenn sie ihm nicht mehr nützlich sind. Investiert ein Unternehmen, werden diese Investitionen nicht oder nur selten aus Eigenkapital des Unternehmens oder des Unternehmers finanziert, sondern über Kredite. Die Kosten werden auf die Preise aufgeschlagen, der Bevölkerung aber werden diese Verteuerungen mit den zu hohen Lohn- und Lohnnebenkosten erklärt. Kein Politiker und kein Unternehmer hat jemals auch nur andeutungsweise darauf verwiesen, dass die Zinslasten die eigentliche Ursache für mangelnde Wettbewerbsfähigkeit sind.