Hetzerkarrieren in der BRD-GmbH

Thilo Sarrazin

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Autor: Gert Flegelskamp   
Unsere Parteien haben in ihren Reihen Leute, die man getrost als Hetzmaschinen bezeichnen kann. Diese Leute zeichnen sich dadurch aus, dass sie - selbst aus Steuermitteln über Gebühr alimentiert - gegen den Teil der Gesellschaft hetzen, der zum Teil aus Steuermittel finanziert wird, also Arbeitslose, deren eingezahlte Versicherungsbeiträge (Arbeitslosenversicherung) teilweise veruntreut werden und Rentner, deren aus der Rentenversicherung resultierendes Alterseinkommen im gleichen Maße reduziert wird, wie das von Politikern, die keine Eigenleistung aufzuweisen haben, angehoben wird.

Eine andere dieser Hetzmaschinen, der ehemalige Arbeitsminister Wolfgang Clement, hat ja nun die SPD verlassen. Wer sich die politische Laufbahn dieses Mannes näher betrachtet, kommt schnell zu dem Ergebnis, dass er Wirtschaftslobbyist und kein Volksvertreter war. Aber seine Hetzparolen gegen Arbeitslose waren fast schon legendär und haben ihm wohldotierte Pöstchen bei den Unternehmen eingebracht, für die er während seiner politischen Arbeit wirklich gearbeitet hat. Jedoch war er nicht das einzige Pferd im Stall der SPD. Da ist z. B. der ehemalige Finanzsenator Thilo Sarrazin. Als Finanzsenator wusste er zu berichten, dass Arbeitslose mit ihrem Einkommen gut auskommen können, wenn sie sich von Würstchen mit Sauerkraut ernähren. Inzwischen wurde er als neuer Chef der Bundesbank nominiert und hat dafür seinen Job als Finanzsenator in Berlin an den Nagel gehängt, nicht aber sein Parteibuch abgegeben. Dass sein Einkommen dabei einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht hat, versteht sich von selbst. Offenbar muss sich nur eine Gazette finden, die seine Hetzparolen veröffentlicht, und er macht als Bankster dort weiter, wo er als Senator aufgehört hat, mit seiner Hetze gegen Arbeitslose und Rentner.

Für solche Parolen ist ja eigentlich die BILD zuständig, jedoch hat sich inzwischen auch das Magazin "Stern" bereitgefunden, als mediales System solche Parolen zu verbreiten. Was ist nur aus dem Stern geworden?

Statt sich, wie es Sarrazin als ehemaliger Finanzsenator und jetziger Bundesbankchef gebühren sollte, mit dem von Politik und Banken verursachten Finanzdesaster auseinanderzusetzen und dabei schamhaft jegliche Verunglimpfung der Opfer dieser Politik und dieses Finanzsystems zu vermeiden, sondert er im Stern Töne ab, die ich als ungeheuerlich empfinde.

Werfen wir zunächst einen Blick auf das, was Politik und Finanzdienstleister (das zu sein behaupten die Banken schließlich) zu verantworten haben und was sie im Gegensatz dazu vor allem der Jugend erzählen. Das, was man Kapitalismus nennt, ist ein Umverteilungssystem, ein Fluss, der nur in eine Richtung fließt, von unten nach oben. Kapitalist kann nur werden, wer jede Möglichkeit nutzt, zu kassieren und alles vermeidet, was seinen Interessen, Besitz anzuhäufen, entgegensteht. Kapitalismus ist deshalb so populär, weil es mit Märchen und Sagen umwoben wird, so die Mär von Tellerwäscher oder Schuhputzer, der Millionär wird und natürlich die Saga, die heutzutage mit den so genannten Casting-Shows propagiert wird, die Mär vom Superstar. Es gibt Einzelne, denen das gelingt, aber nur, weil sie ihre "Erfolge" vor allem dem natürlichen Ausbeutungssystem des Kapitalismus verdanken. Film- und Fernsehstars bekommen ihre Traumgagen nur, weil die entstehenden Kosten bei der Masse ihrer Bewunderer abkassiert werden. Für Pop-Stars gilt das auch. Unternehmen und die dahinter stehenden Großaktionäre sind erfolgreich, weil sie den Löwenanteil der Gewinne ihrer Produktionen kassieren und die eigentlichen Produzenten, die Arbeiter und Angestellten, am Erfolg nicht wirklich partizipieren lassen. Der Jugend verstehen die Ausbeuter aber weiszumachen, dass sie von den Alten ausgebeutet werden, dass Arbeitslose faul und betrügerisch sind und damit die Ursache, dass man sie mit Hungerlöhnen abspeist. Dass das bei so vielen Leuten auch gelingt, obwohl die täglichen Horrormeldungen von Unternehmen nicht abreißen, die mal wieder Tausende auf die Straße setzen, ist eines der ungelösten Mysterien in dieser Welt.