Vorläufiges Wahlergebnis

Landtagswahl Hessen 2009

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Autor: Gert Flegelskamp   
Das vorläufiges Wahlergebnis der Landtagswahlen in Hessen, kommentiert von Gert Flegelskamp.

Vorläufiges Wahlergebnis
Landtagswahl Hessen am 18.01.2009

Art der Angabe Landesstimmen
20092008Veränderung zu 2008
Anzahl%Anzahl%Anzahl%-Pkte.
Wahlberechtigte 4 375 269 - 4 370 463 - 4 806 -
Wähler 2 670 412 - 2 811 073 - -140 661 -
Wahlbeteiligung - 61,0 - 64,3 - -3,3
Ungültige Stimmen 78 555 2,9 68 114 2,4 10 441 0,5
Gültige Stimmen 2 591 857 97,1 2 742 959 97,6 -151 102 -0,5
davon entfielen auf
CDU 963 800 37,2 1 009 775 36,8 -45 975 0,4
SPD 614 653 23,7 1 006 264 36,7 -391 611 -13,0
FDP 420 383 16,2 258 550 9,4 161 833 6,8
GRÜNE 356 007 13,7 206 610 7,5 149 397 6,2
DIE LINKE 139 080 5,4 140 769 5,1 -1 689 0,3
Sonstige 97 934 3,8




Dieses Wahlergebnis lässt alle Hoffnung schwinden, dass die Deutschen lernfähig sind. Die Zahl der Nichtwähler hat zugenommen und es wurden mehr Stimmzettel ungültig gemacht, als im Vorjahr. Wie paradox das Ganze ist, zeigt das Wahlergebnis der CDU am deutlichsten. Koch hat lt. Landeswahlleiter 0,4 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr, obwohl ihn 45.975 weniger Hessen gewählt haben. Liebe Nichtwähler und liebe Wähler, die ihren Stimmzettel ungültig gemacht haben, Herr Koch bedankt sich recht herzlich bei Ihnen. Eine kleine Rechnung soll mal das Stimmenergebnis zeigen, wenn man die erreichte Stimmenzahl von der Zahl der Wahlberechtigten berechnet:

4.375.269 Wahlberechtigte
davon entfielen auf durch Nichtwähler
und Ungültige
CDU 963.800 22,0 ein Plus von 15,2%
SPD 614.653 14,0 ein Plus von 9,7%
FDP 420.383 9,6 ein Plus von 6,6%
GRÜNE 356.007 8,1 ein Plus von 5,6%
DIE LINKE 139.080 3,0 ein Plus von 2,4%

Im Zusammenhang mit Wahlcomputern wird immer wieder die Gefahr der Wahlfälschung betont. Ich halte das für unsinnig, der Wähler fälscht seine Wahlzettel selber und hat das auch diesmal wieder bewiesen.

Natürlich ist mir klar, dass es immer einen bestimmten Prozentsatz an Nichtwählern gegeben hat. Die nachfolgende Statistik zeigt die Wahlergebnisse der Vergangenheit:

Statistik zu allen bisherigen Wahlen zum Hessischen Landtag

Landtagswahlen in Hessen 1946 bis 2009
Wahl- termin Wahl-
berechtigte
Abgegebene Stimmen1) Von den gültigen Stimmen
1) entfielen auf
ungültig gültig C
D
U
S
P
D
F
D
P2)
G
R
Ü
N
E3)
L
i
n
k
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R
E
P
S
o
n
s
t
i
g
e
Anzahl % Anzahl % Anzahl %
18.01.2009 4.375.269 61,0 78.555 2,9 2.591.857 37,2 23,7 16,2 13,7 5,4 - 3,8
27.01.2008 4.370.403 64,3 68.263 2,4 2.810.972 36,8 36,7 9,4 7,5 5,1 1,0 3,5
02.02.2003 4.330.792 64,6 63.542 2,3 2.734.992 48,8 29,1 7,9 10,1 -
1,3 2,9
07.02.1999 4.282.397 66,4 45.214 1,6 2.800.372 43,4 39,4 5,1 7,2 -
2,7 2,2
19.02.1995 4.275.027 66,3 64.208 1,1 2.768.821 39,2 38,0 7,4 11,2 - 2,0 2,3
20.01.1991 4.278.151 70,8 54.068 1,8 2.974.872 40,2 40,8 7,4 8,8 - 1,7 1,1
05.04.1987 4.167.871 80,3 33.808 1,0 3.313.184 42,1 40,2 7,8 9,4 - - 0,5
25.09.1983 4.075.611 83,5 30.803 0,9 3.373.853 39,4 46,2 7,6 5,9 - - 0,8
26.09.1982 4.050.661 86,4 32.914 0,9 3.465.493 45,6 42,8 3,1 8,0 - - 0,4
08.10.1978 3.933.990 87,7 27.123 0,8 3.422.967 46,0 44,3 6,6 2,0 - - 1,1
27.10.1974 3.850.223 84,8 33.789 1,0 3.230.420 47,3 43,2 7,4 - - - 2,1
08.11.1970 3.828.701 82,8 29.411 0,9 3.141.816 39,7 45,9 10,1 - - - 4,3
06.11.1966 3.543.079 81,0 40.813 1,4 2.827.633 26,4 51,0 10,4 - - - 12,2
11.11.1962 3.451.314 77,7 45.192 1,7 2.636.803 28,8 50,8 11,4 - - - 8,9
23.11.1958 3.257.513 82,3 46.691 1,7 2.633.857 32,0 46,9 9,5 - - - 11,6
28.11.1954 3.105.125 82,4 58.136 2,3 2.501.273 24,1 42,6 20,5 - - - 12,7
19.11.1950 2.985.021 64,9 85.675 4,4 1.851.087 18,8 44,4 31,8 - - - 5,0
01.12.1946 2.380.109 73,2 132.028 7,6 1.609.388 31,0 42,7 15,7 - - - 10,7
1) Ab 1991 Landesstimmenanteile
2) 1946 und 1950 LDP
3) 1978 GAZ, GLH und GL

Man sieht, lediglich 1950 war mit 64,9% sehr niedrig. Ab 1991 sank dann die Wahlbeteiligung kontinuierlich bis auf das diesjährige Tief von 61%. Allerdings war die Zahl der ungültig abgegebenen Stimmen in Hessen immer hoch. Seltsamerweise war 1978 bei der höchsten Wahlbeteiligung der niedrigste Stand der ungültig abgegebenen Stimmen.

Aus meiner Sicht hätten dieses Mal eigentlich alle arbeitslosen Nichtwähler, alle nicht wählenden Rentner und alle nicht wählenden Geringverdiener an die Wahlurnen eilen müssen, um diesen Parteien einen Denkzettel zu verpassen. Wenn ich mir jetzt noch vorstelle, dass Arbeitslose, Rentner oder Geringverdienende ausgerechnet die Parteien gewählt haben, deren Politik sie ihren Schlamassel maßgeblich verdanken, packt mich kalte Wut. Alternativen hatten sie genug, aber offenbar Schwierigkeiten bei den Denkprozessen.

Politiker haben ziemlich Narrenfreiheit. Wenn ihnen etwas angelastet wird, dann wurde das mit groß angelegten Pressekampagnen eingeleitet, so wie im Fall Ypsilanti im Jahr 2008. Der Wähler reagiert dann, wie es die Presse erwartet. Ihn scheint nicht zu stören, dass sich die Politiker und vor allem ihr Handeln immer weiter von ihm entfernen. Der Wähler ist offensichtlich genetisch so programmiert, dass er vor allem bei Wahlen mit ausgeschaltetem Hirn so wählt, wie es Presse, Meinungsforschungsinstitute und natürlich die Politiker von ihm erwarten. Eines muss ich allerdings sagen. Die Ypsilanti hat ihren Abgang wirklich souverän gestaltet. Respekt, Frau Ypsilanti und das meine ich ehrlich. Gäbe es nicht die U-Boote der CDU in Ihrer Partei (Seeheimer Kreis), wäre diese Wahl unnötig gewesen und die nächsten 5 Jahre vielleicht weniger schlimm.

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