Digital > Fefes Blog 2.0 > a3fa1967
  Leserreporter: Wer schöne Verschwörungslinks für mich hat: ab an felix-bloginput (at) fefe.de!
[zurück][ältere Posting][neuere Posting]  Samstag, 15 Juni 2019 | Blog: 1 | No: 43278     feed-image

Leserbrief zur Iran-Situation:

Leserbrief zur Iran-Situation:
Als ich noch Seemann bei der Handelsflotte (der DDR) war, ist unser Schiff zumindest von einem iranischen Kriegsschiff auf offener See aufgebracht und durchsucht worden. Also ohne dass wir dabei oder vorher oder irgendwann in iranischen Hoheitsgewässern waren. Unsere Zielhäfen waren einmal die Emirate gewesen (Dubai) und einmal Kuwait. Das lief mit Waffendrohung ab, auch eindeutig über Funk mit der entsprechenden Ansage. Dann Bewaffnete an Bord u.s.w.
Außerdem trieben zu dieser Zeit zahlreiche Seeminen im Persischen Golf, die etliche Handelschiffe erwischt hatten. Meiner Erinnerung nach sind die damals recht eindeutig dem Iran zugeschrieben worden und die haben auch damals immer probiert, offiziell auf unschuldig zu mimen. Wir durften uns damals nicht zu mehreren Leuten an einer Stelle auf dem Schiff aufhalten, gemeinsame Mahlzeiten, Kino und solche Dinge waren auch untersagt.
Also auch wenn die anderen Beteiligten misstrauisch beäugt werden müssen: Ich traue denen die Angriffe auf Handelschiffe zu. +Definitiv.
Da ist mein Bild vom Iran möglicherweise zu rosig bisher.

Update: Auf Nachfrage, ob das nicht Piraterie ist, und man sich dagegen wehren kann, kamen noch ein paar mehr Details:

Die haben damals das Schiff durchsucht. Vor allem die Ladung, aber auch sonst. Wir (als Matrosen) hatten damals den Eindruck, dass die Schiffsführung sowas durchaus mit einberechnet hatten. Als die iranischen Schiffe in Sichtweite kamen, kriegten wir Matrosen jedenfalls vorbereitete Zettel mit Containerstellplätzen in die Hand gedrückt, wo wir in Affengeschwindigkeit die Zettel abkratzen sollten. Begründung uns gegenüber: Die bringen Schriffe auf, die Ladung für den Irak an Bord haben (damals Krieg Iran-Irak), wir haben spekuliert, dass da Waffen oder sowas drin war, wussten es aber nicht. Ladung wurde vor der Mannschaft (auch aus kommerziellem Interessse, Diebstählen, geplanter Piraterie u.s.w.) möglichst geheimgehalten. Und wir hatten auch keine rote Lampe im Top, also keine "gefährliche Ladung" an Board. Die wurde normalerweise immer angemacht, wenn was war, selbst bei Munition o.ä., deren Transport man uns gerne nicht mitgeteilt hat. Vermutlich hat das auch knallharte Versicherungsgründe.

Nach der Durchsuchung durften wir weiterfahren, weil die nichts gefunden hatten.

Klar hätten die das niemals gedurft nach dem internationalen Seerecht. Aber die REederei wird sich sich eher gefragt haben, ob sich eine Klage oder Ähnliches rechtet. Jeder Kapitän muss selber rechnen, und da denken die gerne kurzfristig, ob ein Aufwand was bringt oder nicht. Also werden die das weitergemeldet haben und dann gings schlicht weiter im Tagesgeschäft. Und wir kriegten 20 Mark der DDR pro Tag "Kampfgebietsźulage", na großartig.



[zurück] [ältere Posting][neuere Posting]
[zurück] [ältere Posting][neuere Posting]

Fefes Latest Youtube Video Links