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[zurück][ältere Posting][neuere Posting]  Sonntag, 01 Juli 2007 | Blog: 1 | No: 9324     feed-image

Die erste ist:

Nettes Paper über das Hedge Funds Massaker bei Bear Stearns

Nettes Paper über das Hedge Funds Massaker bei Bear Stearns. Der Autor betreibt BullionVault, die Gold als Investment vertreiben, insofern hat der ein Interesse daran, andere Investments schlecht aussehen zu lassen, aber das scheint schon Hand und Fuß zu haben. Inhaltlich ist da jetzt nichts massiv überraschend neues drin, aber es erklärt sehr schön, was für eine Verarschung das ganze Fonds-Geschäft ist.
Es fängt damit an, daß eine unseriöse Abzocker-Firma Leuten Hypotheken verkauft, bei denen weitgehend klar ist, daß sie sie nie zurück zahlen können werden. Dann packen diese Firmen diese Müll-Hypotheken mit 80% soliden Hypotheken zusammen und verkaufen das als Paket. Damit sind sie das Risiko los und können so lange weiter operieren, bis der Markt abgestürzt ist. Das ist genau, was gerade passiert in den USA.
Stellt sich die Frage, wer die Pakete kauft. Das Paper beschreibt drei Methoden. Die erste ist: man gründet einen Hedge Fund. Dem gibt man Kapital, sagen wir ne Milliarde, und damit kauft er Hypothekenpakete. Dann geht der Häusermarkt hoch. So lief das die letzten 20 Jahre. Daraufhin sinkt das Risiko, daß die Hypotheken alle platzen. Der Hedge Fonds erhöht damit den Papierwert der Hypotheken und leiht sich mit diesen Hypotheken als Sicherheit bei einer Bank noch eine Milliarde. Mit der kauft der dann neue Hypotheken. Ein riesiges Pyramidenschema. Das läuft solange gut, wie die Häuserpreise steigen. Die Fonds-Manager verdienen sich dankt des steigenden Papierwertes des Fonds jährlich einen fette Bonus. Alles ist gut. Die Hedge Fonds, die da gerade kaputt gegangen sind, haben das 5 und 15 Mal durchgezogen, d.h. der eine hatte auf eine Milliarde Kapital 4 Milliarden von Banken geborgt, und der andere 14 Milliarden. Den mit den 4 Milliarden haben sie jetzt "gerettet":
Clearly, there were no cash assets in the hedge funds. The banks tool hold of the CDOs — their collateral — and went to sell them. The first ouf of the door, rumoured to be Merrill Lynch, mostly got the collateral it was owed, but it exhausted the CDO market of buyers. The rest found no bigs and quickly stopped trying to sell for fear of advertising the worthlessness of something which now sits in many portfolios at investment banks and funds all over the world.
Der Hammer: die Fonds haben gar nicht in Müll-Hypotheken investiert, sondern nur in die soliden Hypotheken. Und da ist jetzt schon der Markt kaputt. Weia.
Die zweite Variante scheinen in großem Stil Altersvorsorge- und Versicherungs-Fonds zu sein. Und deren Manager haben ja nun überhaupt gar kein Interesse daran, den Wert ihrer Einlagen nach unten zu korrigieren. Daher schweigen die alle.
Die dritte Variante ist besonders übel. Da baut man eine Art Risiko-Versicherung, d.h. man behält die Hypothekenverträge und kassiert bei denen, die zahlen, aber das Risiko übernimmt jemand anderes, und den bezahlt man dafür wie mit einer Versicherungsprämie. Für denjenigen ist das toll, solange die Verträge nicht platzen, weil er Geld kriegt, ohne dafür etwas investieren zu müssen. Daher haben das wohl viele Fondsmanager gemacht, wenn ihr Fonds mal in einem Quartal nicht so toll performt hat.
Aber der absolute Hammer: jemand hat gemerkt, daß man diesen Versicherungs-ähnlichen Deal auch abschließen kann, ohne tatsächlich eine Hypothek zu halten. Das sind dann also Spekulanten, die quasi eine Schuldverschreibung sehen, die kränklich aussieht, und auf die eine Versicherung abschließen. Er hat sogar ein praktisches Beispiel. Als Delphi (die hier) mit ihren Bonds Konkurs anmeldeten, gab es dann bei den Underwritern Faktor 10 (!!) des Nominalwertes der Bonds als Versicherungsforderung. Wow. Das ist als wenn man auf der Straße einen kränkelnden alten Mann sieht, und dann auf den eine Risikolebensversicherung abschließt. Unglaublich.
Diesen Versicherungs-Markt muss man sich wie ein Derivat vorstellen, das hat genau wie Optionsscheine bei Aktien einen starken Hebel, so daß es da immenses Interesse und Wachstum gab. Der Großteil der Nachfrage kam von Pensionsfonds, weil die nach dem Dot-Com Bust plötzlich aus Aktien wenig Gewinn extrahieren konnten, aber regelmäßige Zahlungen rausgehen haben, und daher unter großem Druck waren, neue Investmentarten zu finden, ruhig auch spekulative, Hauptsache es kommt kurzfristig Kohle rein.
Interessantes Detail am Rande: diesen Versicherungs-Sachen und dem Risiko kann man sehr schwer einen Wert zuweisen, und der Markt ist unreguliert, daher taucht das nicht in der Buchführung auf. Niemand kann sagen, wer da in welcher Höhe investiert hat.

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