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[zurück][ältere Posting][neuere Posting]  Donnerstag, 16 Februar 2017 | Blog: 4 | No: 37879     feed-image

Jetzt beantwortet das ein Einsender:

hier (und bei Alternativlos) das Buch Thinking Fast and Slow von Kahnemann empfohlen, und ich hatte auch darauf hingewiesen, dass es da ein strukturelles Junk-Science-Problem gibt.

Ich habe hier (und bei Alternativlos) das Buch Thinking Fast and Slow von Kahnemann empfohlen, und ich hatte auch darauf hingewiesen, dass es da ein strukturelles Junk-Science-Problem gibt. Da stellt sich ja schon die Frage, ob das auch für die Studien gilt, die Kahnemann in seinem Buch zitiert hat. Eine hat er ja schon öffentlich zurückgezogen.
Jetzt beantwortet das ein Einsender:
ich war nach der vorletzten Alternativlos-Folge (Nr. 37 vom Oktober 2016 mit dem "Stammtisch" zur zusehends verwirrender und unrealistischer werdenden Realität) schon kurz davor, Dir zu schreiben. Ihr hattet darin die Probleme der Wissenschaft angesprochen, insbesondere die der Psychologie.
Als reichlich desillusionierter "Insider" (ich bin seit mittlerweile über 10 Jahren universitär im Bereich der Methodenlehre und psychologischen Diagnostik tätig - anfangs als studentische Hilfskraft, letzte Woche habe ich meine Doktorarbeit verteidigt) nahm ich Euren Podcast damals zum Anlass, mir ein wenig den Frust von der Seele zu schreiben. Diese resignativen Ausführungen möchte ich Dir in ihrer Langform ersparen. Ich kann aber zusammenfassend den Eindruck eines Trümmerhaufens bestätigen: es ist wohl davon auszugehen, dass ein Großteil der Befunde bisheriger psychologischer Forschung als hinfällig anzusehen sind.
Während man sich an vielen entscheidenden Stellen dieser Einsicht noch verschließt (es aber dankenswerterweise etwa einen Andrew Gelman gibt, der nicht locker lässt, möchte ich Dich heute auf einen, wie ich finde, besonderen Lichtblick aufmerksam machen:
Hier wurden (Disclaimer: u.a. von einem guten Freund/Kollegen und einem seiner Masterstudenten) die in Kahnemanns "Thinking Fast and Slow" berichteten Befunde zur Priming-Forschung auf ihre potentielle Replizierbarkeit hin überprüft. Wenig überraschend erweisen sie sich als weitgehend unhaltbar und man kommt entsprechend zu dem Schluss dass
readers of Thinking Fast and Slow should be skeptical about the reported results and they should disregard Kahneman’s statement that you have no choice but to accept that the major conclusions of these studies are true. Our analysis actually leads to the opposite conclusion. You should not accept any of the conclusions of these studies as true.
An dieser Stelle kommt es zum angekündigten Lichtblick - Daniel Kahnemann äußerst sich in den Kommentaren und gesteht seine Fehleinschätzung ein: "What the blog gets absolutely right is that I placed too much faith in underpowered studies." (Direktlink auf den ganzen Kommentar).
Ich halte eine derart reflektierte Haltung für beachtlich und denke, der entsprechende Diskurs hat Aufmerksamkeit verdient - als wünschenswerter Gegenentwurf zu den alternativen Fakten einer postfaktischen Realität.
Da fällt mir echt ein Stein vom Herzen, dass ich den Kahnemann rückblickend doch grundsätzlich richtig eingeschätzt habe. Das ist die Definition von Wissenschaft, Fehler nicht zu leugnen und auf Fakten, die das eigene Weltbild in Frage stellen, nicht mit Ablehnung sondern mit "daraus lernen wir und machen es ab jetzt besser" zu reagieren. Hut ab, Herr Kahnemann, die Größe hat leider nicht jeder. (Danke, Johannes)

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