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[zurück][ältere Posting][neuere Posting]  Sonntag, 10 Dezember 2017 | Blog: 1 | No: 39795     feed-image

„Habt keinen Sex mehr mit Gruppe XY, die haben alle HIV!

Ah, zu dem SJW-Bullying-Tod kommt noch eine Einsendung von jemandem, der das besser beurteilen kann als ich:
Kurzes Realitätsupdate: Ich habe in den Nuller Jahren in den USA gelebt und dort einige Monate für zwei Firmen aus der Industrie contracted (Jules Jordan und Brazzers). Die haben recht früh kapiert das man Raubmordkopien der DVDs nur mit legalen on-demand / payperview Angeboten bekämpfen kann und es ging dort um Aufbau einer ansprechenden website und logischerweise Konzeption eines soliden Hinterbaus der den content auch ruckelfrei liefert. Diese Firmen hatten sich zusammengetan um die Kosten / das Risiko zu teilen. (Die Brazzers Website wurde 3 Jahre später "Best Adult Website" gekürt, ich bin immer noch unsicher ob sowas in den Lebenslauf sollte oder nicht).
Da gab es dann auch interessante Gespräche mit anderen Beschäftigten. Es ist in der Tat so das selbst bei Brazzers (die im Prinzip 30+ "Sparten"-Websites aller Couleur betreiben) JEDER einen Riesenbogen um Bi- und Homosexuellen content macht, WENN Männer involviert sind. Lesbenkram oder girl-girl-boy oder sowas geht immer. Girl-boy-boy aber auch nur wenn beide Männer "known straight" sind. Das male homo porn biz existiert in seinem eigenen Kosmos.
Das riecht erstmal nach Diskriminierung, aber letztlich sind die Betreiber Geschäftsleute und vor allem werden die DarstellerInner selber oft genug schräg angeguckt werden wenn sie erzählen was sie machen. Meiner Erfahrung nach ist bei Leuten die selber gesellschaftlich stigmatisiert werden ist die Schwelle selber zu diskriminieren höher.
Knackpunkt ist einfach der Lifestyle ausserhalb der Dreharbeiten zwischen straight male/female DarstellerInnen und den Bi- / Homo-Darstellern. Industriestandard ist der aktuelle 14 Tage-Test. Alle 14 Tage HIV-Test und Abstrich auf sonstige Seuchen (Tripper usw). Das ist wohl eine Abwägung die zwischen praktisch und sicher sehr weit Richtung sicher geht. Es gibt aber auch Darsteller (straight) die die letzten 4 Tests im 7 Tage Takt sehen wollen.
Der Unterschied ist jetzt: man sieht das in der schwulen Szene wohl etwas entspannter. Hab spasseshalber gerade mal bei Agenten für straighte Darsteller geguckt, da steht bei jedem Darsteller bei das er 14 Tage Testfrist einhält und dokumentiert und die auch vom Partner verlangt. Ansonsten bitte gar nicht erst anfragen. Bei den gay booking agents finde ich davon nichts. Kann ein Zufall sein, Sample klein, aber der Stellenwert scheint geringer.
In weiterer Faktor ist der Lebensstil. Für mich damals (serieller Monogamist) vollkommen überraschend sind im Prinzip alle der männlichen und weiblichen straight Darsteller in festen Beziehungen, teils wirklich langjährig. Manchmal mit anderen Leuten aus der Industrie, anderen Darstellern, meist aber mit führen die neben den Drehs ein total spiessiges Normaloleben, ausser das sie halt für Geld ficken. Und das ist der Unterschied zur Schwulenszene. Zumindest in den USA ist da sehr viel Promiskuität der Normalfall, zumindest in dem üblichen Alter der Darsteller (so bis 30).
Bei straight Darstellern kann man zwischen Drehs davon ausgehen das die zu Hause nur mit ihrem langfristigen, sauberen Partner bumsen. Bei schwulen Darstellern besteht das Risiko / die Wahrscheinlichkeit das die auf Piste gehen und beim anonymen Sex oder one night stand halt mal ein Gummi reisst oder drauf verzichtet wird. Dieser sorglosere Umgang ist ein no-go in der Industrie.
Dazu kommt dann auch noch eine statistische Gemeinheit. Bei normalen Verkehr (oral, vaginal) zwischen 1 gesunden und 1 infizierten Partner ist die Frau statistisch stark im Nachteil. Klingt komisch, aber es ist absolut logisch, das Ansteckungsrisiko ist beim Oralverkehr für beide am geringsten, aber bei Vaginalverkehr geht es schon los. Der Penis ist da im Vorteil weil die Chance auf Geweberisse oder ähnliches sehr gering sind. Bei einem großen Penis und einer engen Frau sind Überdehnungen der Vagina und Mikrogewebrisse fast vorprogrammiert, das sind dann Einfallstore für die Viren. Das Risiko für einen Mann sich vaginal bei einer Frau anzustecken ist wohl 3/100, das Risiko das eine Frau von infizierten Mann eine Infektion mitnimmt eher irgendwo bei 15-25/100 (anal natürlich höher, aber für beide proportional). Ich hab die genauen Zahlen nicht im Kopf, nicht drauf festnageln, aber die Relation stimmt in etwa.
Von daher absolut nachvollziehbar das eine Frau wissen will wo der Schwanz überall gesteckt hat mit dem sie jetzt drehen soll. Einem bisexuellen Mann der mal dies oder mal jenes dreht kann es aus oben gennanten Gründen eine Spur egaler sein, daher stammt wohl auch diese gewissen laissez faire Haltung und damit begründet sich extrem klar die deutliche Firewall zwischen den sexuellen Orientierungen im porn biz.
Es bleibt zwar in der Regel ein eher "low probability" Risiko weil nicht jeder Verkehr automatisch eine Ansteckung zur Folgen haben muss. Aber er kann, und das wäre dann ein "high stakes" Risiko. Und darum macht jeder vernünftige Mensch einen Bogen.
Und ein anderer Leserbrief klärt über HIV-Tests auf:
zu den HIV Tests: Ich arbeite ehrenamtlich bei der AIDS-Hilfe, und da sprechen wir bei den neuen Tests von einer Aussagekraft für den Status vor 6 Wochen. Also wenn du Montag einen Test machst, und in der Regel eine Woche wartest, dann zeigt am Ende das Zertifikat ob du vor 6-7 Wochen HIV hattest. Und das ist ein Fortschritt zu den 3 Monaten von früher. Ob du jetzt Männer oder Frauen geil findest ist dem Test egal. Aber wenn du in diesen 6 Wochen eine Risikosituation hattest (ungeschützt Sex, Nadeln teilen), ist dieses Ergebnis natürlich mit Vorsicht zu genießen.
So wie ich ihre Tweets gelesen habe lag da auch der Knackpunkt. Sie schrieb, sie habe den Menschen was ihr Privatleben angeht nicht vertraut, und deswegen den Sex abgelehnt. Das ist wenn es um Sex ohne Kondom geht aus Präventionssicht ein legitimes Argument (Unabhängig von sexueller Orientierung).
Das ist auch zu unterscheiden von Stigmatisierungen, wie: „Habt keinen Sex mehr mit Gruppe XY, die haben alle HIV!. Sowas ist falsch, unfair, und im Umkehrschluss („Alle anderen sind safer) auch gefährlich unsicher.
An dieser Stelle kann man auch mal auf die neuen Erkenntnisse und Methoden hinweisen: Vor allem „Schutz durch Therapie - wer HIV hat und jeden Tag seine Pille nimmt und immer zum Arzt kontrollieren geht, kann die Viruslast in seinen Körperflüssigkeiten so stark senken, dass er/sie nicht mehr ansteckend ist. Also ungeschützter Sex, Schwangerschaft, Kinder kriegen, alles sicher! Deswegen sagen wir in der AIDS-Hilfe auch, Menschen die von ihrem HIV wissen sind sicherere Sexpartner als die vermeintlich HIV-negativen, die sich (mit Glück!) auf dem Testergebnis von letztem Frühling ausruhen.
Dann gibts noch die Post-Expositions-Prophylaxe PEP („die Pille danach, senkt das Infektionsrisiko nach ungeschütztem Sex), und die Prä-Expositions-Prophylaxe PrEP („die Pille davor als Safer-Sex Methode).
Kann man ja mal googlen.

Update: Ein Pharmazeut weist darauf hin, dass es sich hier um eine andere „Pille danach handelt.

Die "richtige" Pille danach, Ulipristalacetat und Levonorgestrel, bietet keinen Schutz gegen HIV Infektionen, im Gegensatz zur Präexpositionsprophylaxe.



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