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[zurück][ältere Posting][neuere Posting]  Mittwoch, 17 Januar 2024 | Blog: 4 | No: 51331     feed-image

wieso hier offenbar Landwirte gegeneinander konkurrieren, anstatt gemeinsam mit Edeka und co zu verhandeln?

Leserbrief zu den Bauernprotesten:
Ich bin Land- und Tierwirt. Unser Betrieb ist mittlerweile in dritter Generation, die vierte steht in den Startlöchern. Die von dir vorgebrachte Übersicht einiger Bilanzen landwirtschaftlicher Betriebe stellt die Entwicklung der letzten Jahre sehr gut dar. Vor dem Wirtschaftsjahr 20/21 (Bei Landwirten geht ein Wirtschaftsjahr immer vom 01.07 bis zum 30.06) waren die Preise sowohl für den Ackerbauern als auch für den Tierwirt (Milch, Fleisch, Ei eher nicht) völlig unzureichend. Und das über mehrere Jahre hinweg. Die jetzigen zwei guten Jahre (das zweite ist gerade im Gange) lassen uns Bauern tatsächlig endlich mal wieder durchatmen. Auf den Betrieben herrscht aber teils ein erheblicher Investitionsstau, was man an den nächsten Bilanzen sicher gut erkennen wird.
Desweiteren hören nach wie vor viele Höfe auf weiter zu wirtschaften. Beim Herunterfahren der Tierproduktion oder beim Ausstieg aus dem Ackerbau verdient man für ein oder zwei Jahre sehr viel Geld: Die Ausgaben werden weniger aber die Einnahmen bleiben zumindest für ein Jahr gleich. Der Rest ist sehr einfache Mathematik.
Wir selbst sind nicht zur Demo gefahren oder haben daran teilgenommen. Wir fühlen uns auch nicht durch unseren Bauernverband vertreten. Der sollte aufhören mit den Politikern zu reden und statt dessen dem Lebensmitteleinzelhandel beikommen. Die machen nämlich die Preise, und mit die meine ich Aldi, Lidl, EDEKA, REWE und Co. Und insgeheim weiss das auch jeder gescheite Landwirt.
Übrings: Durch QS, Tierwohl, Gutfleisch und behördliche Kontrollen haben wir 4 bis 5 Kontrollen im Jahr in unseren Ställen! Das ist eine Menge Aufwand und kostet viel Geld, aber wir profitieren alle davon, auch die Tiere. Kontrollen auf dem Acker finden so gut wie gar nicht statt, da muss schon ein Bienenvolk tot umfallen, bis jemand raus kommt.
Ach, und pro Hektar gibt es keine 1000 Euro Beihilfe. Die liegt zur Zeit bei 165 Euro. Meinetwegen kann die ganz weg. Die Pachten liegen bei 500 bis 1000 Euro pro Hektar! Das Geld fliesst zu wohlhabenden Grundbesitzern. Wie überall in unserem Kapitalismus: wer hat, dem wird gegeben.
Kann mir mal ein Landwirt erklären, wieso hier offenbar Landwirte gegeneinander konkurrieren, anstatt gemeinsam mit Edeka und co zu verhandeln? Wieso kann Aldi die Preise diktieren? Insbesondere wenn die gesetzlichen Regelungen die Produktionspreise nach oben treiben? Was ist deren Hebel? "Dann kaufen wir halt in Fankreich" oder was?

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