Digital > Fefes Blog 2.0 > a6ca77d5
  Leserreporter: Wer schöne Verschwörungslinks für mich hat: ab an felix-bloginput (at) fefe.de!
[zurück][ältere Posting][neuere Posting]  Dienstag, 22 November 2016 | Blog: 10 | No: 37139     feed-image

was für Geräusche kann jeder gerade hören, ist gerade irgendwo was in Bewegung?

Mir ist gerade eine schöne Metapher für dieses Jahr eingefallen, um mal von dem "bizarr" wegzukommen.
Und zwar wirkt dieses Jahr auf mich wie ein Online-Videospiel-Desync.
Wer das noch nicht erlebt hat, dem will ich das mal beschreiben. Online-Videospiele haben das Problem, dass sie sich weitgehend einig sein müssen, wie das Spielfeld gerade aussieht. Welcher Spieler steht wo, welcher Gegner steht wo, worauf schießen die Gegner gerade, was für Geräusche kann jeder gerade hören, ist gerade irgendwo was in Bewegung? Ist diese Tür hier auf oder zu? Sowas. Aber es gibt keine zentrale Instanz, die da offiziell die Wahrheit gespeichert hat, denn dann müsste man pro angezeigtem Bild (und da sind 60 pro Sekunde die Norm, je nach Ultra-Zocker-Hardware noch mehr) den kompletten Spielstand übertragen, und die Bandbreite hat im Internet niemand. Ganz früher haben so LAN-Spiele funktioniert.
Also fährt man im Internet den Ansatz, dass jedes Spiel ein eigenes Bild davon hat, wie der Spielstand aussieht, und den nächsten Spielstand anhand dessen berechnet bzw. vorhersagt, was es über die Figuren weiß. Über das Internet werden nur noch Änderungen von der Vorhersage übertragen. Wer da steht, bleibt da wahrscheinlich stehen. Wer sich so schnell er kann nach Norden bewegt, der wird das auch weiter machen. Der Effekt ist, dass keiner der Spieler tatsächlich die Wahrheit sieht, weil es eine Wahrheit gar nicht gibt, nur eine geteilte Halluzination, und der Ingenieursaufwand steckt jetzt darin, den Abstand der Halluzination von denen der anderen klein zu halten.
So und ein Desync ist jetzt, wenn beispielsweise in der Mitte von dem Spiel die Internetverbindung wegbricht, oder vielleicht auch nur ein paar Sekunden lang stehenbleibt. Dann sieht man im Spiel plötzlich Dinge wie dass jemand sekundenlang gegen eine Wand läuft, oder dass man auf etwas schießt und trifft, aber keinen Schaden macht. Oder dass irgendwo plötzlich Dinge aufpoppen, die gerade nicht da waren.
Und genau das kann man ja auch in diesem Jahr beobachten. Auf Twitter kann man immer noch massiv Leute dabei beobachten, wie sie immer und immer wieder gegen eine Wand laufen. Die Amis schießen seit Jahren auf Terroristen und treffen, aber danach sind es nicht weniger Terroristen sondern eher mehr. Und das plötzlich unplausible Dinge hochpoppen, das definiert ja schon fast dieses Jahr.
Insofern ist das jetzt glaube ich meine Metapher für 2016. Das Jahr, in dem sich unsere Spielstände desynchronisiert haben. Und wie in Onlinespielen warten jetzt auch gerade alle, dass sich ihre Realität wieder repariert. In Onlinespielen hat man noch die Option, wenn das nicht klappt, dass man auflegt und sich neu verbindet. Das wäre mal nicht schlecht, die Option auch im echten Leben zu haben :-)
Die nächstbeste Theorie für den Gesamtzustand gerade wäre die des anthroponukleare Multiversums. Die Multiversumstheorie sagt ja, dass es nicht ein Universum gibt, sondern viele, und jede Entscheidung spaltet ein neues ab. Und die anthroponukleare Multiversumstheorie sagt jetzt, dass die Menschheit sich nur in den bizarren Szenarien noch nicht selbst zerstört hat. Da wir noch leben, sind wir in einem dieser Universen. Und da wir nur in den unwahrscheinlichen Szenarien noch leben, passieren in diesem Universum jetzt halt lauter unwahrscheinliche Dinge.

[zurück] [ältere Posting][neuere Posting]
[zurück] [ältere Posting][neuere Posting]

Fefes Latest Youtube Video Links