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[zurück][ältere Posting][neuere Posting]  Dienstag, 23 März 2021 | Blog: 4 | No: 46727     feed-image

wenn sie sagen sollen, wie man Fake News bekämpfen soll?

diesen Test der SNV aufgeregt

Findet ihr das auch immer so lustig, wie die "echten Journalisten" ins Schwimmen kommen, wenn sie sagen sollen, wie man Fake News bekämpfen soll?
Sie sind ja auch in einem fetten Interessenkonflikt. Sie können den Leuten ja nicht beibringen, Dinge im Internet nicht mehr einfach zu glauben. Denn das ist ja deren eigenes Geschäftsmodell: Die Quelle der Wahrheit zu sein.
Ich hab mich da gerade über diesen Test der SNV aufgeregt. SNV sagt euch nichts? Klingt unseriös? Nach Neue Soziale Marktwirtschaft? Ein weiteres Industrie-U-Boot? Guckt selbst. Ist nicht ganz so furchtbar wie INSM aber so richtig überzeugen tut mich das nicht.
Aber eigentlich geht es mir gerade nicht darum, wer das sagt, sondern was sie sagen.
Und damit sind wir gleich doppelt auf dem Punkt, um den es mir ging, denn dieser "Test" bringt im Wesentlichen dieselben Talking Points wie man generell von Pressevertretern kriegt. Im Wesentlichen der Verweis auf Autoritäten statt auf inhaltliche Aussagen.
Ich hätte ja gesagt: Fragt euch, ob das inhaltlich plausibel ist, und wie ihr das prüfen könntet. Dann prüft es.
Die sagen: Vergesst den Inhalt. Wichtig ist, wer es sagt. Identity Politics 3.0 sozusagen.
Ja aber Fefe, fragt ihr jetzt, woran erkenne ich denn, dass eine Quelle vertrauenswürdig ist?
Der Test geht hier rein nach Äußerlichkeiten. Ist ein Banner dran, dass das Werbung ist? Dann nicht. Ist ein Banner dran, dass das Fake News ist? Dann nicht. Ist ein Banner dran, dass der Autor bei einer Firma kauft, die Geld damit macht, was er dir gerade aufschwatzen will? Dann nicht.
Kurz gesagt: Du bist ein Dummchen. Probier gar nicht erst irgendwas selbst zu verstehen. Traue lieber dem Boten. Bekannte Boten sind besser. Außer, äh, außer "bekannt" heißt "hat viele Likes / Subscriber / Follower". Äh, außer das ist jemand von uns seriösen Journalisten, da sind viele Follower gut!1!!
Das führt am Ende immer in den Ruin, solche Geschichten. Was genau ist die Bedeutung des blauen Häkchens bei Twitter? Heißt das, dass der vertrauenswürdig ist? Wer entscheidet denn, wer vertrauenswürdig ist?
Wer macht eigentlich die Fake News-Banner auf Facebook? Sind die eigentlich vertrauenswürdig? Wer entscheidet denn, wer vertrauenswürdig ist? Facebook?!
Tja und dann kommen wir beim denkwürdigen Teil mit Russia Today raus, die man laut dieses Tests aus zwei Gründen ablehnen soll: Erstens weil es ein Staatssender ist, und zweitens weil da ein Wikipedia-Banner drunter ist unter dem RT-Video, dass die vom russischen Staat finanziert werden. Ja, äh, die Deutsche Welle ist auch ein Staatssender. Bleibt als Kriterium die Wikipedia-Banner.
Wer tut die da eigentlich hin? Wikipedia ja wohl nicht, oder? Oder ist Wikipedia jetzt für die Beurteilung der Glaubwürdigkeit von Nachrichtenquellen zuständig? Die kriegen ja nicht mal bei ihren eigenen Artikel hin, für hohe Glaubwürdigkeit zu sorgen! Vergleicht mal RT und Radio Free Europe bei der Wikipedia. Fällt euch was auf?
Aber mehr als "Staatssender" und "Wikipedia-Banner" fällt denen da halt nicht ein.
Es gibt da auch noch eine Sektion, wo man Meinung von Nachrichten unterscheiden soll. Lasst mich das mal ergänzen. "RT ist doof aber ARD ist glaubwürdig" ist eine Meinung, keine Nachricht. Glaubwürdigkeit ist subjektiv. Die kriegt man nicht per Fiat sondern die muss man sich erarbeiten. Indem man propagandafreien Journalismus macht. Jahrelang.
Aber selbst dann kann es sein, dass man unterliegt. Die wesentlichen Optionen sind:
  1. Ich finde eine vertrauenswürdige Quelle, und der glaube ich dann.
  2. Ich beziehe meine Nachrichten über die Russen von den Amis und die über die Amis von den Russen.
  3. Ich gebe auf und beziehe meine Informationen von überall, traue aber am Ende entweder allen oder niemandem

Beide haben Vor- und Nachteile. Der zweite Ansatz ist attraktiv, weil man da weiß, dass man belogen wird, aber sich zutraut, das auf seiner Seite wieder rauszurechnen. Das ist in der Praxis aber leider häufig ein Fehlschluss. Eine Schwachstelle im Menschen. Menschen, die sich in einem System aufhalten, nehmen grundsätzlich an, dass sie in der Lage sind, das System zu beurteilen und Probleme zu kompensieren.
Juristen glauben an das Rechtssystem, und dass sie wenn es hart auf hart kommt gewinnen können. Programmierer glauben an die Software, und dass sie wenn es hart auf hart kommt debuggen können. Und wir alle glauben an die Nachrichten, und dass wir wenn es hart auf hart kommt Fake News erkennen können.
Ist alles eine Fehleinschätzung, aber möglicherweise in der Praxis immer noch besser als irgendeinem "vertrauenswürdigen" Sender einfach zu glauben.

Update: Oh und was ich ganz vergaß: In dem Test soll man auch WDR und ZDF als öffentlich-rechtlich erkennen, man kriegt vermittelt, dass öffentlich-rechlich = unabhängig, vertrauenswürdig und gut, und sie wollen als Antwort haben, dass das ehemalige Nachrichtenmagazin unabhängigen Journalismus macht.

Oh, und: "Ich leite grundsätzlich keine Nachrichten weiter" wollen sie nicht als Begründung dafür haben, dass man eine Falschmeldung nicht weiterleitet. Auch "Ich glaube, dass meine Freund:innen das Thema nicht interessiert" akzeptieren sie nicht. Insofern ist das weniger ein Test und mehr eine Konditionierung auf unkritischen Medienkonsum der "guten" Medien in meinen Augen.

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