Die Renaissance einer totgesagten Gattung

Hans im Pech

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Autor: fernblick   
In längst verflossenen monarchischen Zeiten regierte in Bayern ein Märchenkönig, der zwar von seinen Zeitgenossen jenseits der Grenzen milde belächelt und von einem Eisernen Kanzler korrumpiert wurde, dem die Nachwelt jedoch Bewunderung schenkt und dessen steingewordene Träume Touristenströme aus fernsten Ländern in den Freistaat locken. Davon profitieren dortselbst noch heute zahlreiche Stammesangehörige.

VERDACHT gegen Innenminister Friedrich als Chefverharmloser in Lichtgeschwindigkeit 3696
Thema:
CSU-Minister Friedrich ist in eine psychiotrische Parallelwelt abgeglitten, er sagt: alle Verdächtigungen sind ausgeräumt ... viel Lärm um falsche Behauptungen ... die sich in Luft aufgelöst haben ... über das Supergrundrecht Sicherheit blamiert ..."
Süddeutsche Zeitung titelt Samstag 17. August 2013: "Neuer Verdacht gegen die NSA. Geheimdienst soll US-Gesetze zum Datenschutz gebrochen haben"
Süddeutsche Zeitung Seite 4, Samstag 17. August 2013, Kommentar von Robert Rossmann: "FRIEDRICH UND NSA. Chefverharmloser im Dienste Deutschlands.
Nun sollte man in diesen Mollath-Tagen vorsichtig mit schnellen Diagnosen sein. Aber im Fall des Innenministers kommt man trotzdem nicht umhin: Hans-Peter Friedrich scheint sich in eine Parallelwelt verabschiedet zu haben..."
youtube-Kanal von dietmarmoews
So schlecht können Märchen also gar nicht sein, mögen sich südlich des Mains die nunmehr zum Schein republikanisch Regierenden gedacht haben. Vielleicht ließe sich aus diesem Rohstoff nicht nur ein Touristenmagnet, sondern gar ein Exportschlager machen. Und so schicken sie besonders begnadete und hochbegabte Exemplare dieser Spezies in den Norden des Vaterlandes, wo diese ihre Eignung für höchste Ämter beweisen sollen. Dort beeindrucken sie ein staunendes Publikum durch immer neue fiktionale Meisterleistungen. Zur Zeit kommt diese Aufgabe Herrn Friedrich und - ein schönes Zeichen der unaufhaltsamen Emanzipation - Frau Aigner zu. Deren unvollendete Trilogie vom wirksamen Verbraucherschutz durch nachhinkende Zehn-Punkte-Placebos hatte selbst im fernen Brüssel Lachfalten in die Gesichter hartgesottener Agrar-Lobbyisten gezaubert.

Hat man in Pädagogenkreisen noch vor gar nicht allzu langer Zeit über den Wert bzw. die Gefahren von Märchen für zarte Kinderseelen diskutiert, so hat sich deren beglückende Wirkung auf dieselben inzwischen herumgesprochen. Was Kindern gefällt, sagte man sich darob in hohen politischen Sphären, kann doch auch für andere Unmündige so falsch nicht sein. Und machte sich flugs daran, neue Stoffe in märchenhafter Form aufzubereiten.

Nur, bald musste man feststellen, dass auch andere deutsche Stämme auf dem Felde der Weltumdeutung beeindruckende Talente hervorzubringen vermögen und dass sich unter denselben erstaunlich viele weiblichen Geschlechts finden lassen: die Ursula aus Hannover mit ihrem Armuts- und Reichtumsmärchen, die Kristina aus dem Familienministerium mit ihrer Großen Legende von der wundersamen Wirkung familienpolitischer Segnungen. Der Pofalla vom Niederrhein hatte es mit seinen ganz speziellen Gaben des Wegbeschwörens von real nicht existierenden Gefahren zu ansehnlichem Reichtum aus nicht immer erkennbaren Quellen gebracht.

Enttäuscht über so zahlreiche Konkurrenten ziehen sich schon bald die ersten enttäuschten Bajuwaren gen Süden über die Mainlinie zurück, wo als Happy End die Aussicht auf die Nachfolge von König Horschtl ihrer harrt. Der reüssierte dereinst an der Spree mit der Mär von der ehelichen Treue und wird seither als großes Vorbild geachtet, weil er einer weit verbreiteten Praxis seiner Stammesgenossen zu einer gewissen Respektierlichkeit verholfen hat. Im Augenblick arbeitet er an seinem letzten Meisterwerk, dem Märchen von der Maut nur für PKW-Migranten. Ende gut, alles gut? Solange sich genügend Leichtgläubige finden allemal ...

PS: Um die Aussichten des Hans-Peter Friedrich dürfte es in der Thronfolge nicht allzu gut bestellt sein. Er wird noch lernen müssen, dass er durch das Nachplappern der Pofalla-Poesie nicht den unerlässlichen Befähigungsnachweis erbringen kann. Aber vielleicht winkt ja noch der GRIMM-Preis.

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Kommentar von Gert Flegelskamp: Gedanken zur Bundestagswahl 2013