Salvatorprobe am Nockherberg 2010

Zensur, Nick-Neger, Schleichwerbung & Bier

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Autor: bib   
Der BR sendete am Freitag Abend (5.3.2010) eine weichgespülte Version der Nockherberg Fastenpredigt vom Mittwoch. Darsteller Lerchenberg ist bereits am Freitag Nachmittag von der Rolle des "Bruder Barnabas" zurückgetreten. Lerchenberg hat darüber hinaus den Ko-Autor Christian Springer (Fonsi) gebeten seine Entscheidung mitzutragen.

barnabas censorius

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Zensierte Passage der "Fastenpredigt" über den Bay. IM Joachim Herrmann, über die Polizei und willfährige Justiz.

"Im Büro von unserem Innenminister Herrmann müssen sich die Dankbarkeitsbriefe der Waffenindustrie, vom Sportschützen- und Jagd-Verband nur grod a so stapeln. Denn Ausführungsbestimmungen zum neuen Waffengesetz hod a erlassen, der königlich-priviligierte Schützenbruder, aber wos für oa!

Da wenn a wieda moi oana von seine Schützenfreunde sei Pistoin unter'm Kopfkissen raus ziagt und im Blutrausch über andere her foid, dann hod der Herr Innenminister Herrmann mit seinen Ausführungsbestimmungen mühelos den Straftatbestand der Beihilfe erfüllt.

Und sein Lieblingsbuch ist ja die Entdeckung der Langsamkeit und die Bayerische Polizei hält sich daran.

Wenn ein Verrückter über Ansbacher Innenstadt-Gymnasium her foid , dann braucht die Polizei 11 langsame Minuten - a freiwilliger Feierwehrler hat derwei vor Ort gehandel.  In Solln
braucht die Polizei 12 langsame Minuten - da Notarzt war vorher do. Aber wenn in Regensburg zwoa überforderte Polizisten 12 mal auf einen Geisteskranken schiassn, dabei 4 moi wia beim Wildschütz Jennerwein "von hinten", dann wird gaaaanz laaangsam ermittelt, wenn überhaupt.    

Und dafür häufen sich aber die unrühmlichen Prügelauftritte des
Münchner USK, bei Amnesty International bekannten als "Unidentifizierbares Schläger Korps“, dessen Wirken dann von willfährigen Staatsanwälten und Richtern alimentiert wird.

Do komma nur song, Bayerns Bürger, wenn ihr woilts, daß eich schnell, sicher und effeizient g'hollfa werd, ruafts beser glei de Feuerwehr.



"Auch Lerchenbergs Christian Springer wirft hin", meldete am Samstag die Bild.

Die Ausführungen Lerchenbergs in der Rolle der satirischen Figur des "Bruder Barnabas" sorgten für Empörung bei Außenminister Westerwelle, beim Zentralrat der Juden in Deutschland sowie bei Ministerpräsident Seehofer, dem Bayerischen Innenminister Hermann und bei den Gewerkschaften der Bayerischen Polizei.

Niemand erzürnte sich allerdings über die ungekennzeichnete Dauerwerbesendung der Paulaner-Brauerei, die durch den öffentlich-rechtlichen BR live ausgestrahlt wurde.

Laut der Münchner TZ forderte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bereits am Donnerstag eine Entschuldigung. Die Gewerkschaften der Polizei verlangte, Lerchenberg als Fastenprediger abzusetzen.

Harald Schneider von der Polizei-Gewerkschaft GdP wetterte: „Er hat den Bogen deutlich überspannt.“ Hermann Benker von der DPolG: „es drängt sich die Frage auf, ob Lerchenberg als Fastenprediger noch tragbar ist“.

Fakt: Aus der live-Sendung vom Mittwoch Abend wurden in der ausgestrahlten Wiederholung des BR vom Freitag Abend mehrere Passagen herausgeschnitten. Ansonsten war es wieder eine ungekennzeichnete Dauerwerbesendung, lediglich die Wiederholung war gekennzeichet.

Ausser der Hartz4-Ausschwitz-Metapha mit Bezug zu einem gewissen Guido, wurden auch alle Passagen zensiert, die in irgend einer Form die bayerische Polizei oder Justiz zu stark kritisierten.

In der weichgespülten Wiederholungs-Sendung des BR fehlen die Passage zu Innenminister Herrman völlig!

Die satirische Figur "Bruder Barnabas" prangerte dort die Schnelligkeit der Polizei und bei staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen an und kritisierte eine willfährige Justiz in Bayern.

Kommentar der Redaktion:
Der Aufreger über die Ausschwitz-Metapha und das darauf folgende Geschreie aus Berlin übertönte bislang in der Öffentlichkeit die Passagen zum Rechtsstaat, der Bay. Polizei und Justiz erheblich. Der landesweit hoch geschätzte Schauspieler Michael Lerchenberg spielte die satirische Rolle des "Bruder Barnabas" und IM Herrmann will eine Entschuldigung! Wie lächerlich ist das denn?

Diese Zensur erinnert stark an die "Alten Zeiten" in Bayern, in denen durch Strauß noch Sendungen wie der "Scheibenwischer" mit Dieter Hildebrand während der Livesendung abgedreht wurden.

Die Aufregung ist aber auch ein deutlicher Beweis, dass gebissene Hunde gerne jaulen und dann voreilig zur moralischen Spaßbremse werden, wie Herrmann, der von einer Satire-Figur eine Entschuldigung fordert, selber aber zum zweiten mal nicht die Größe hatte am Nockherberg zu erscheinen - was für eine armselige Feigheit vor dem Feind und was für eine Auffassung von "Künstlerischer Freiheit" und Meinungsfreiheit.

Abgesehen davon, sollte sich der Herr Inneminister doch mal mit den EG-Richtlinien zur Scheichwerbung vertraut machen, denn was der BR da abgeliefert hat war nicht als Werbung gekennzeichnet, obwohl der Paulaner-Schriftzug in nahezu jedem Bild zu sehen war und obendrein alle beteiligten Moderatoren sich darin übten, so oft wie möglich das Wort "Paulaner" oder "Salvator" zu benutzen.

Der Reiz bei diesem traditionellen Werbe-Event auf dem Nockherberg ist, dass er seit letztem Jahr live übertragen wird. Vermutlich überlegen die Verantwortlichen nun wieder zur Aufzeichnung am Nachmittag zurück zu kehren, mit versetztem Ausstrahlungtermin einer weichgespülten Version Tage später. Dann wird der BR aber auch nicht mehr eine Quote wie dieses mal haben, als der BR sogar das Fußballspiel Argentinien gegen Deutschland topte.

Fotos: Bayerischer Rundfunk

Auf den nächsten Seiten sind auch die unzensierten Viedos zu finden.


Kommentar der Redaktion (2):
Aufgrund des jetzigen Rücktritt Michael Lerchenbergs - nach 23 Jahren Nockherberg  - und der Zensur seiner künstlerischen Freiheit in einer Live-Performance, dürfte die Nachfolgersuche nun auch für den Veranstalter Paulaner schwer werden.

barnabas censorius consequentia

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Helmut Schleich alias "Franz Josef" schlägt die Rolle des "Bruder Barnabas" aus!
Der diesjährige F.J.Strauß-Darsteller Helmut Schleich am Sonntags-TV-Stammtisch des BR zu Focus-Chef Helmut Markwort:
"Die Rolle Barnabas ist mir schon angeboten worden und ich habe abgelehnt. Kein vernünftiger Kabarettist wird sich auf diesen Schleudersitz setzen - soll'n s'as selber machen!"

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Irgendwie ist die ganze Aufregung nicht nachvollziehbar und scheint ein armseliges Produkt der Ohnmacht in bestimmten gesellschaftlichen Schichten zu sein.

Es zeigt aber auch, dass noch alle vom "Bruder Barnabas" beschriebenen Nick-Neger von der bayerischen Mehrheitspartei an den richtigen Stellen sitzen und mit dem Kopferl nicken, wenn es gewünscht wird.

Die Staatsmacht hat ganz offensichtlich Schiss vor den Stammtischen - und die Politiker haben Schiss vor dem zündenden Funken, der unweigerlich kommen wird - Schiss vor dem totalen Machtverlust, Schiss ihre Besitzstände zu verlieren, Schiss vor der Wahrheit und Schiss von Volkes-Zorn zur Verantwortung gezogen zu werden.

Krieg beginnt immer mit Zensur, besonders im Inneren und am Ende sterben immer Menschen - das hatten wir in der Tat in der Vergangenheit schon öfter.

Diese künstliche mimosenhafte Aufregung Einzelner ist nicht wirklich erklärbar, ist aber ein Zeichen höchster Nervosität, ein Zeichen der sicheren Abwesenheit von Humor und dient in der Regel als reines Ablenkungsmanöver von den wesentlichen gesellschaftspolitischen Problemen im Lande.

Wer wegen eine paar Sätzen in einer satirischen Rolle meint das Recht zur Zensur zu haben, verstößt nicht nur gegen Ethik und Moral, er verstößt auch gegen Artikel 111a der Bayerischen Verfassung, welcher die Freiheit des Rundfunks garantiert. Nur wer soll in dieser Gemengelage noch die Bayerische Verfassung verteidigen, Herr Innenminister?

Bleibt nur zu hoffen, dass Innenminister Herrmann bald freiwillig geht. Wenn nicht, gibt es noch die Hoffnung auf die "Krabbel-Gruppe" der Bayern-SPD, die mit einem Volksentscheid den Landtag abberufen könnte - oder besser, wie Barnabas-2010 predigte - sollte das die Freiwillige Feuerwehr übernehmen, dann klappt's wenigstens.

Wenn der "Bruder Barnabas" am Nockherberg nun zum weichgespülten Comedy-Prediger verkommt, dann könnten sich doch einmal die Mönche vom Augustiner eine Alternative überlegen - quasi eine Art Fasten-Edelstoff . Ebenso würde sich ein Privatsender finden, der das dann ausstrahlt - ganz nach dem Motto, Konkurrenz belebt das Geschäft.

Nockherberg 2010 - Bruder Barnabas unzensiert 1-5

Über "seinen" Bruder Barnabas meinte Lerchenberg: "Nichts und niemanden hat er geschont. Er war aber nie parteiisch."

Bereits letztes Jahr kam es zu einem ähnlichen Eklat, als Westerwelle-Darsteller und Singspiel-Autor Holger Paetz, der Ude-Darsteller und Co-Autor Uli Bauer sowie die Regisseurin Eva Demmelhuber unter Protest von ihren Verträgen mit der Brauerei zurücktraten.

Nockherberg 2010 - Bruder Barnabas unzensiert 2-5

Fotos: Bayerischer Rundfunk

Weitere Teile der Branabas-Predigt sind auf den nächsten Seiten zu finden.


Nockherberg 2010 - Bruder Barnabas unzensiert 3-5

»Heillos überzogen« kommentierte seinerzeit Lerchenberg die Aktionen seiner Kollegen und ergänzte: »Die Einflußnahme der Brauerei ist marginal – da geht es um einen Halbsatz, eine Formulierung oder mal ein Adjektiv.« Worauf Lerchenberg sich im Mai 2009 von der Satirezeitung Titanic den Vorwurf der Selbstzensur gefallen lassen musste.

Jetzt war Lerchenberg ganz offensichtlich konsequenter. Laut Lerchenberg sei der politische und öffentliche Druck auf ihn, Springer und die Brauerei so groß geworden, dass ihm eine Rückkehr in die Nockherberg-Kanzel unmöglich erscheine.

Der BR ist seit Jahrzehnten Michael Lerchenberg's Brötchengeber. Von dem her ist zu vermuten, dass Lerchenberg ein gleiches Szenario wie das von Peter Sodann vor Augen gehalten wurde, als der EX-Tatort-Kommissar für die Linken als Bundespräsidenten kandidierte.

Nockherberg 2010 - Bruder Barnabas unzensiert 4-5

"Sie haben alle mit dem Kopferl g'nickt, unsere Nick-Neger von der bayerischen Mehrheitspartei"

Am Ende kommen Lerchenberg und sein Co-Autor Christian Sprenger noch auf die Landesbank und ihr Kärntner Alpe Adria Abenteuer zu sprechen. Die "Nick-Neger" aus der Staatsregierung im Verwaltungsrat der Bank hätten uns das Desaster eingebrockt, wettert Barnabas und schließt dabei den Kreis zu Franz Josef selig. Strauß habe dereinst mit seinen "sauberen Freunderln die bayerische Politik balkanisiert", seine Nachfolger eine "waschechte Balkan-Bank" gekauft. Wie so etwas ende, stehe bereits geschrieben, mahnt der Salvator-Mönch - nicht der Bibel, sondern bei Karl May: "In den Schluchten des Balkan".

Die "Nick-Neger" aus der Staatsregierung im Verwaltungsrat der Bank hätten uns das Desaster eingebrockt, wettert Barnabas und schließt dabei den Kreis zu Franz Josef selig. Strauß habe dereinst mit seinen "sauberen Freund'erln die bayerische Politik balkanisiert", seine Nachfolger eine "waschechte Balkan-Bank" gekauft. Wie so etwas ende, stehe bereits geschrieben, mahnt der Salvator-Mönch - nicht der Bibel, sondern bei Karl May: "In den Schluchten des Balkan".

Und nach Augsburg schickter Bruder-Barnabas die Botschaft:
"Oh, Schifflein Petri, von wieviel Nieten wirst Du zusammengehalten."

Nockherberg 2010 - Bruder Barnabas unzensiert 5-5

Das eigentliche Highlight "Söder in da House" mit dem Franken-Power-Knaller "Söder Söder", ging bei der ganzen Aufregung völlig unter.

Darum zeigen wir hier diesen höchst amüsanten Showdown noch einmal. Davor jedoch ein wenig Werbung mit Onkel Ude.

Söder in da House - "Söder Söder" sponsored by Ude, Munich