Resozialisierung

Hartz kehrt zurück - Seite 2

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Autor: Gert Flegelskamp   
Zunächst kam für die Arbeitslosen wieder echte Freude auf, als sie hörten Peter Hartz kehrt zurück. Zeitungsmeldungen zufolge sollte er für die BA in Saarbrücken sein neues Konzept testen, wonach Langzeitarbeitslose wieder näher an den Arbeitsmarkt gebracht werden sollten. Natürlich hatten sich die Arbeitslosen schon gefreut, erwarteten Sie doch nun, von feurigen Brasilianerinnen begleitet in die Nähe von Firmen gebracht zu werden, damit sie wenigstens mal wieder sehen konnten, wie Arbeit aussieht. Aber man hat das Konzept wieder auf Eis gelegt. Angeblich sei die Presse zu negativ gewesen. Ich glaube aber eher, die Brasilianerinnen waren mit der Gage nicht einverstanden.

Genau genommen war diese Ankündigung ein Schlag ins Gesicht aller Arbeitslosen. Das sollte er wohl auch sein, denn Hartz hat auf Repressalien und Demütigung sein ganzes Konzept aufgebaut. Da wollte man nun noch eins draufsetzen, aber Peter Hartz hatte wohl schon zu viel Presse bekommen. Doch so, wie ich das sehe, fällt den Saarbrückern etwas anderes ein.

Man muss sich das Konzept ansehen. Wie in solchen Studien üblich, werden lauter positive Elemente dargestellt und kompetente Vertreter aus den verschiedensten Bereichen als Ideengeber benannt. Darunter darf auch der derzeit meistgefragte INSM-Botschafter Hüther nicht fehlen. In der Studie wird auch so manches erwähnt, was absolut richtig ist, nur hätte es bereits vor der Verabschiedung der Hartz-Gesetze in Erwägung gezogen werden müssen. Dennoch sehe ich das Konzept als das rein theoretischer Autoren an, deren weiter Abstand von der Wirklichkeit des Lebens Langzeitarbeitsloser sie wohl einige Dinge aus einer verzerrten Perspektive sehen lässt. Genau gesagt ist es ein Konzept einer erweiterten ICH-AG, erweitert insofern, dass die Nutzer zumindest eine Zeitlang begleitet werden sollen. Es soll als ein Social-Franchise-Projekt aufgebaut werden und stutzig macht mich beim sogenannten Beschäftigungsradar der Satz vom besonderen Augenmerk auf den "dritten Arbeitsmarkt". Ein aus staatlichen Mitteln finanzierter und auf Dauer angelegter „dritter Arbeitsmarkt“ für Langzeitarbeitslose mit einfachen Tätigkeiten ist wohl kaum eine Chance. Aber das macht die Studien solcher Autoren ja so reizvoll, sie verstehen es, alles sehr positiv darzustellen.
Hier geht es zur Studie.

Ich frage mich nur, was sind wir eigentlich für ein Volk? Warum lassen wir uns von Presse und Politik derart an der Nase herumführen, ohne aufzumucken? Warum lassen wir uns demütigen und drangsalieren und halten still? Diese Frage richte ich nicht nur an die Arbeitslosen, sondern an alle Arbeitnehmer und auch an alle Rentner. Wir lassen uns als Schmarotzer bezeichnen. Man wirft immer mehr Menschen vor, sie seien unqualifiziert, eine Einschätzung von Staatsbediensteten, die für ihre Aufgabe in den meisten Fällen wirklich nicht qualifiziert sind. Wir lassen uns als Betrüger diffamieren. Ist dieser Bevölkerung jeder Stolz abhanden gekommen?

Im Ausland sind Deutsche stets willkommen, denn sie kommen aus einem Land, wo Fleiß, innovatives Denken und Handeln und Präzision stets zu den Tugenden gezählt wurden. Und heute, wo eine verfehlte Politik und teils kriminelles Handeln einiger Bosse von Großkonzernen, unterstützt von so genannten Think Tanks (INSM, Bürgerkonvent, Bertelsmannstiftung u. a.) und Beratungsunternehmen wie Roland Berger oder McKinsey uns den Job geraubt haben, unsere Renten und Löhne am laufenden Band beschneiden, sich selbst aber ungeniert bedienen, werden wir als Kriminelle und Dumme hingestellt. Das ist nicht das Schlimmste. Schlimm ist, dass wir es zulassen und diese Leute auch noch wählen. Ich bin stolz auf mein Land, nicht aber auf seine Politiker und nicht auf sein Volk.

Gert Flegelskamp