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Neujahrsansprache 2009

Die Welt hat über ihre Verhältnisse gelebt! - Seite 4

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Autor: Gert Flegelskamp   

Das Problem an der Sache ist das Vertreterprinzip. Ein Staat muss regiert werden. Die damit verbundenen Aufgaben unterscheiden sich nicht wesentlich von denen einer Familie, nur eben alles im wesentlich größeren Maßstab. Weil ein Volke von 80 Millionen (Deutschland) aber nicht 80 Millionen Vertreter in die Parlamente entsenden kann, werden Vertreter benannt, diese Aufgabe zu erledigen. Diese Vertreter sollen den administrativen Teil erledigen und Ihrerseits wieder mittels Vertretern (Beamte und öffentlicher Dienst) die praktische Arbeit durchführen lassen. Bereits nach kurzer Zeit heben sich diese Vertreter von der übrigen Allgemeinheit ab. Sie vergessen sehr schnell, dass sie alle eigentlich nur Staatsdiener sind, in des Wortes wahrster Bedeutung die Diener der Allgemeinheit. Sie aber stellen sich über die Allgemeinheit, statten sich selbst mit Privilegien aus und empfinden das übrige Volk bald als zwar notwendige, aber lästige Nebenerscheinung. Um aber den Anschein einer Demokratie zu wahren, muss man am Ursprungsprinzip der demokratischen Wahlen festhalten. Das bedeutet, alle 4 oder 5 Jahre muss man den Saubermann (oder Frau) herauskehren und mit heißer Luft und vielen nebulösen Versprechungen die politisch unbedarften Wähler für sich gewinnen.

Der öffentliche Dienst, also die Vertreter der Vertreter, nimmt eine ähnliche Position ein. Devot nach oben, aber ihr Oben endet bei der Politik. Gegenüber dem eigentlichen Brotherrn, dem Volk, nehmen sie sich erhebliche Freiheiten heraus (von arrogant bis zum Psychoterror), darauf spekulierend, dass ihr Gegenüber mit den rechtlichen Aspekten nicht vertraut ist.

Zahlreiche Professoren dienen der Politik als Berater und Experten. In der Bevölkerung wird ihnen ein besonderer Respekt entgegengebracht, denn sie gelten als Born des Wissens. Wieso eigentlich? Ja, sie haben studiert, größtenteils promoviert und habilitiert. Aber sie sind Menschen und die von der Politik herangezogenen Experten sind offenbar käuflich. Sie alle, als Beispiel seien Sinn, Raffelhüschen, Rürup, Hüther, Straubhaar, Peffekoven genannt, aber noch viele weitere hochnoble Herren Professoren haben wider besseres Wissen die Bevölkerung in Bezug auf die radikale Marktwirtschaft über Jahrzehnte hinweg belogen und daraus eigene Vorteile bezogen. Weiterhin stelle ich die Frage, was ein Studium eigentlich wirklich bedeutet? Wurden nicht die Studenten der BWL (Betriebswirtschaftslehre) in den letzten Jahrzehnten mit einem Wissen gefüttert, dass sich nun als nicht mehr haltbar erweist? Ein Wissen, das von der selbstregulierenden Macht des Marktes ausgeht? Wurden nicht in den letzten Jahrzehnten die Studenten der Volkswirtschaftslehre vor allem mit einem Wissen gefüttert, dass ein Friedrich von Hayek in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts propagierte und den gleichen Inhalt wie bei der BWL hatte? Was ist ein Studium der Geistes-, Wirtschafts-, und Finanzwissenschaften eigentlich anderes, als die aufgewärmten Gedanken ehemaliger Zeitgenossen, die man allenfalls unterschiedlich interpretiert, aber inhaltlich kaum in Frage stellt? Dabei sollte man sich vor Augen halten, dass die früheren Geistesgrößen durchaus nicht nur ihre tiefsinnigen eigenen Gedanken zu Papier brachten, sondern oft auch in "höherem" Auftrag handelten.

Werfen wir abschließend noch einen Blick auf den höchsten Repräsentanten dieses Landes, den Bundespräsidenten Horst Köhler. Seit dem offiziell zugegebenen Zeitpunkt, zu dem auch Politik und Presse die Finanzkrise nicht mehr unter der Decke des Schweigens halten konnten, hat auch der respektable Bundespräsident mahnende Worte an die Finanzdienstleister gerichtet und eine Rückkehr der verantwortungsvoll handelnden Bankmanager statt der überall agierenden "Banker" gefordert. Für mich ist das pure Heuchelei, denn dieser heutige Bundespräsident war einer der führenden Agitatoren, die bei der Wende den Ausverkauf der ehemaligen DDR einleiteten und den deutschen Steuerzahler um etliche 100 Milliarden DM dabei geschädigt hat. Er galt als Bankexperte und hat den westdeutschen Banken Milliardenwerte regelrecht geschenkt. Auch sein anschließender Job als Direktor des IWF ist mit einigen sehr fragwürdigen Entscheidungen behaftet. Für mich hat der Mann damit jede Glaubwürdigkeit verspielt. Gleichgültig, welche Aussagen er macht, sind es immer nur sorgfältig abgewogenen und zusammengestellte Sätze, aber nie Aussagen, die aus dem Herzen kommen.