Gert Flegelskamp zur aktuellen Sommervorstellung 2010

Brot und Spiele - Seite 2

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Autor: Gert Flegelskamp, Redaktion   

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Fussball zur Massenhypnose:
AKW-Laufzeiten versteigern!

So funktioniert Politik heute: Die Bevölkerung wird mit Fussball eingelullt und schon denken manche Politiker, sie könnten die AKW-Restlaufzeiten per Auktion verscherben oder Spar- und Rettungspakete beschliessen, für die uns unsere Kinder und Enkel noch umbringen werden - weil wir das allen nicht verhintert haben.
SZ: Strom unterm Hammer

Ein Großevent (Neusprech) ist nun zu Ende gegangen, die Fußballweltmeisterschaft. Da wurden im Großraum Europa mal wieder die "nationalen" Instinkte der Bürger angesprochen, die ansonsten vor allem in Deutschland mit Blick auf die Vergangenheit als negativ und auch mit der unvermeidlichen Globalisierung als unvereinbar dargestellt wird.

Ist schon merkwürdig, wie leicht es ist, auf der Klaviatur der Gefühle der Massen zu spielen und ein gewünschtes Ergebnis zu erzeugen.

Ausrichter ist eine Vermarktungsgesellschaft namens FIFA, die aber, wenn ich das richtig sehe, nur Bedingungen stellt, aber kein Kapital für die Ausrichtung aufbringt. Das macht der Staat, der den Event ausrichtet. Dann werden Prachtarenen gebaut, die für eine kurze Zeit sogar Arbeit bringen, deren weitere Nutzung aber nach dem Event oft mehr als fraglich ist. Natürlich regt ein solcher Event auch den Tourismus an, aber bitte schön, nur in den sicheren Gebieten, weit ab von den Stätten, wo Elend und Verbrechen, einander bedingend, unter primitivsten Bedingungen hausen.

Ja, Südafrika ist mal wieder für einen kurzen Augenblick in das mediale Interesse der übrigen Welt gelangt und wird, wie üblich, bald wieder anderen Medienspektakeln weichen müssen. Nur die Kosten, die bleiben im Lande und werden sicherlich nicht von der Oberschicht, egal ob schwarz oder weiß, gezahlt.

Vielleicht wird deutlich, dass ich kein besonderer Fan dieses Ereignisses bin. Ich kann dem nichts abgewinnen, wenn ein bunt zusammengewürfelter Haufen Millionäre ganz plötzlich die nationale Fahne heraushängen lässt, aber wohl mehr auf den eigenen Marktwert spekuliert, der im Falle von guter Publicity erheblich steigen wird. Wenn dann ein noch neuer Bundespräsident als eine seiner ersten Amtshandlungen die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Löw proklamiert (hat nicht Köhler bei Kliensmann das auch gemacht?), bin ich einigermaßen fassungslos.

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populum Romanum duabus praecipue rebus, annona et spectaculis, teneri
Schon der römische Grammatiker, Rhetoriker und Anwalt Fronto berichtet von Kaiser Trajan, dieser habe Massenunterhaltungen besonders gepflegt, in der festen Meinung, "dass das römische Volk insbesondere durch zwei Dinge, Getreide und Schauspiele, sich im Bann halten lasse".
Quelle: Wikipedia

Löw hat als äußerst gut bezahlter Trainer seinen Job leidlich gut gemacht, vielleicht auch wirklich gut, das vermag ich nicht wirklich zu beurteilen. Nur, ist nicht genau das seine Aufgabe? Was ist es, das die Verleihung eines Bundesverdienstkreuzes rechtfertigt?

Sicher, ich kenne auch die Sprüche, Löw und die deutsche Mannschaft hätten das Ansehen Deutschlands in der Welt gesteigert. Glaubt das wirklich jemand? Die Deutschen waren Konkurrenten für alle beteiligten Nationen und haben, wie in vielen anderen Nationen auch in der Presse über andere Nationen hergezogen und die deutschen Fans die Siegerposen herausgekehrt. Fußball ist ein Kampfsport, Mannschaft gegen Mannschaft und wer die Deutschen zuvor nicht geliebt hat, tat das auch nicht danach. Wie hat sich die "Nationalmannschaft" bei ihrer Ankunft in Deutschland verhalten? Hat sie sich um ihre Fans auch nur einen Deut geschert, die oft stundenlang auf sie gewartet haben? Sie hat sich nicht blicken lassen. Das Geschäft war so gut wie möglich abgewickelt, was scheren einen da noch die Fans, Die zahlen doch auch so weiterhin für ihre Eintrittskarten, damit die Vereine und deren Spieler viel zu hohe Einnahmen bzw. Gehälter kassieren. Fußball ist schon lange kein Sport mehr, sondern nur noch Geschäft, das hervorragend in die politische Landschaft passt, getreu den alten Römern, Brot und Spiele.