Ein Euro Jobs und andere Zustände

Warum?

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Autor: Gert Flegelskamp   
"Aggressionsstaus beseitigen in Verbindung mit Informationen, welche die Menschen wachrütteln" antwortete Gert Flegelskamp auf die Frage, was ihn antreibt seine Webseite zu betreiben.

Gert Flegelskamp:

Und ich versuche mit meinen Beiträgen, die Menschen aufzurütteln, sich von der Meinungsdiktatur der Presse- und TV-Organe zu befreien, die Phrasen der Politiker als solche zu erkennen und damit eine wirkliche eigene Meinung zu entwickeln Ich will nicht, dass meine Meinung übernommen wird, aber von mir gelieferte überprüfbare Fakten und Hintergründe sollen helfen, sich ein eigenes Meinungsbild zu schaffen.

Und ich versuche auch, Verknüpfungen aufzudecken, denn so, wie eine Blume noch keinen Sommer macht, macht eine Pressemeldung noch keine vollständige Information über ein Thema aus.

Den nachfolgenden Beitrag habe ich (in etwa) einer Leserin auf (mehrere) Anfragen hin gesendet, finde aber, dass er auch als generelle Antwort für diejenigen gelten kann, denen ich nicht geantwortet habe (weil ich schlecht drauf oder anderweitig beschäftigt war).

Nehmen wir als Beispiel das gerade aktuelle Thema: Ein Euro Jobs. Der Bundesrechnungshof kritisiert die Vergabe von Ein Euro Jobs. Er ist nicht der einzige Kritiker. Auch das IAB (Forschungszentrum der BA) hat das schon gemacht und die Kritik des Rechnungshofes ist inzwischen schon fast ein Ritual, denn die Kritik kommt "alle Jahre wieder".

Nun nehmen Sie die gesetzlichen Bestimmungen, dass Arbeitsgelegenheiten ohne Entgeltvariante, so die offizielle Bezeichnung für Ein Euro Jobs, zusätzlich und gemeinnützig sein MÜSSEN und keine regulären Arbeitsplätze verdrängen dürfen. Das Entgelt gilt dabei nicht als Lohn, sondern als pauschale Abgeltung für die dem Ein Euro Jobber evtl. entstehenden Kosten (z. B. Fahrtkosten), die er nicht erstattet bekommt.

Nun kommt die Argumentation der Politik und der BA bzw. der ARGEn. Danach dienen die Ein Euro Jobs dazu, Menschen, die "von der Arbeit entwöhnt sind", wieder in einen Rhythmus zu bringen, also am Morgen aufzustehen und dann einer Arbeit nachzugehen.

Dazu meine Meinung.

Die Fallmanager der ARGEn sind
  1. Nicht die Erziehungsberechtigten Arbeitsloser
  2. Nicht ausreichend ausgebildet, zu beurteilen, ob die Maßnahmen zur Eingewöhnung erforderlich sind.
  3. Ihre Aufgabe ist die Vermittlung Arbeitsloser in eine Arbeit, die den Arbeitslosen von Transferleistungen unabhängig macht.

Die Ausbildung der Fallmanager ist mehr als mangelhaft. Ehemalige Friedhofsgärtner oder Telekom-Mitarbeiter, die zur Bearbeitung aufgrund von Mangel an ausgebildetem Personal als Fallmanager eingesetzt wurden und auch die Mitarbeiter in den befristeten Arbeitsplätzen bei den ARGEn, wurden in viel zu kurzen Crash-Kursen (wenn überhaupt) auf ihre Aufgabe vorbereitet. Die komplexe Gesetzeslage in den Sozialgesetzbüchern I, II, III, VI und XII behandelt werden, vermögen sie nicht einmal ansatzweise zu beherrschen. Hinzu kommt der Mangel an Wissen über die Bedürfnisse in der freien Wirtschaft.

Über den bei manchen Fallmanagen oder Fallmanagerinnen existierenden Machtkomplex möchte ich erst gar nicht reden.

Dann kommt die Praxis. Schon Jahre vor Hartz IV haben die Kommunen kommunale Arbeiter abgeschafft und triviale Arbeiten an private Betreiber vergeben (Beispiel Landschaftspflege, Laubbeseitigung im Herbst usw.). Dann kam Hartz IV. Kurze Zeit darauf haben die Kommunen Firmen gegründet, die Ein Euro Jobber beschäftigen, u. a. mit den vorgenannten Tätigkeiten. Sie bekommen für die Beschäftigung des Ein Euro Jobbers einen Zuschuss von rund 500 €. Davon müssen Sie den Ein Euro Jobber bezahlen, macht ca. 130 €. Sie haben also einen Arbeitslosen, der Arbeiten verrichtet, für die sie früher zahlen mussten. Durch den Zuschuss ist der Arbeitslose nun nicht nur ein kostenloser "Sklave", sondern sie bekommen zusätzliches Geld dafür. Effekt für die BA: Ein Arbeitsloser weniger in der Statistik, Effekt für die Kommune: Mehr Geld in der Kasse.


Effekt für den Ein Euro Jobber: Er muss den Job machen, will er nicht sanktioniert werden, bekommt keinen Lohn, sondern nur eine Abgeltungspauschale, hat keinerlei Arbeitnehmerrechte, keinen Urlaubsanspruch, keinen Anspruch auf bezahlte Feiertage.

Er ist ein Sklave. Mancher macht das sogar gerne, weil er damit ein wenig mehr Geld hat, dann ist er ein glücklicher Sklave.