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Kundgebung des BüfA-Landshut

Countdown für Isar-2

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Autor: bib   
Am 24.11.2012 fand vor dem Landshuter Rathaus eine Kundgebung des BüfA statt, mit der die aktuellen Strompreislügen ganz allgemein sowie die Sicherheitslage am KKI im Besonderen, thematisiert wurde.

Sperrgebiet - Streetperformance

Zur Verdeutlichung der Sicherheitslage bei und nach einem GAU, inszenierten die Greenpeace-Gruppen Straubing, Deggendorf und Landshut und spontane Laiendarsteller in der Landshuter Fußgängerzone eine Streetperformance mit dem Titel „Sperrgebiet“.

Sirenengeheul vor dem Landshuter Rathaus, fiktive Durchsagen eines Radiosprechers, Rauch, verwirrte Menschen aller Generationen, die verzweifelt versuchen sich vor ausbreitender radioaktiven Strahlung in Sicherheit zu bringen. Der Radiosprecher sagt nun: „Weil die Lage im Kernkraftwerk Isar-2 unbeherrschbar geworden ist, hat der Krisenstab des Landsratsamtes nun ein Sperrgebiet ausgerufen. Alles östlich der Konrad-Adenauer-Strasse in Landshut wird evakuiert.“ Chaos: Menschen raufen sich um Jodtabletten und winken mit weißen Tüchern, um gerettet zu werden. Sie sammeln sich an Bushaltestellen, ganz so wie es der Ratgeber für den Katastrophenfall von eon und die Radiodurchsagen rät, NUR es kommt kein Bus. Kinder sind in Schulen und werden von ihren Eltern getrennt, weil die Schulen selber evakuieren. Die Bewohner von Adlkofen, die sich nicht mehr selbst retten konnten, werden aufgerufen Schutzräume zu bauen.

Fotostrecke: Countdown für Isar-2 am 24.11.2012

Wer jetzt glaubt, das Ganze sei etwas übertrieben und die Darsteller hätten sich das nur selbst ausgedacht, wurde von der Moderatorin, Kathy Mühlebach-Sturm vom Bund Naturschutz (BN), eines Besseren belehrt. Das Schauspiel basiert im Wesentlichen auf den Inhalten des eon-Ratgebers für den Katastrophenfall. Das Schauspiel soll nur dessen Irrwitzigkeit aufzeigen, so die Moderatorin der Kundgebung.

Die Regensburger Initiatorin des Strassentheaters, Petra Filbeck:
„Zweck des Straßentheaters ist es, die Leute wachzurütteln. Sollte je eine solche Situation bei uns eintreten, ist, trotz aller Katastrophen- pläne im Landratsamt eines sicher, dass nämlich nichts sicher ist!“
Um das mit einem Straßentheater umzusetzen, ist eine gewisse Überspitzung als stilistisches Mittel durchaus legitim. „Aber im Grunde haben wir eher untertrieben!“ so die Regensburgerin weiter.

Das Landshuter Publikum, ca. 250 Demoteilnehmer die zum Teil sogar aus Deggendorf, Cham und Weiden anreisten, war teils beeindruckt, teils schockiert. „Ganz genau so ist es und davor hab ich Angst! Ich muss dann mit meinen 30 Schulkindern los und weiß nicht wohin“ sagte spontan eine anwesende Grundschullehrerin zu unserem Reporter. Eine daneben stehende Kindergärtnerin aus Landshut bestätigte die Lehrerin: „Bei mir sind es sogar 50 Kinder und ich hab auch keinen Schimmer wohin dann!?“

Pan Tao Percussion

mehr vom "Countdown für Isar-2" in Landshut auf der nächsten Seite
Nach der beeindruckenden Streetperformance der Greenpeacer aus Regensburg und Straubing traten dann die Redner Louis Herrmann vom Bündnis für Atomausstieg und Robert Grashei von der IG Metall ans Rednerpult.

Louis Herrmann
Bündnis für Atomausstieg LA


Robert Grashei - IG Metall Landshut

Armin Reiseck
Bündnis für Atomausstieg LA

Louis Herrmann betonte nochmals die überaus miserablen Ergebnisse für Isar-2 beim aktuellen EU-Stresstest. Auch wies er auf das randvolle Abklingbecken von Isar-1 hin, dass nach dem Abschalten im Jahr 2011 nun illegalerweise als „Zwischenlager“ zweckentfremdet wird. Darüber hinaus befindet sich am Standort Ohu auch noch das Brennelementezwischenlager (BELLA), welches ebenfalls weder gegen terroristische Anschläge noch gegen Erdbeben geschützt ist. Herrmann rundete dann das Gesamtgefahrenpotential KKI nach oben ab, in dem er noch auf die viel zu kleine Überflugverbotszone hinwies. Bei der zu 80% vorwiegend vorherrschenden Windrichtung West überfliegen ca. 100 Verkehrsflugzeuge täglich die Kernkraftwerke im Landeanflug auf München. Bekanntlich ist der Landeanflug die unfallträchtigste Flugphase. Die Ausweitung der Überflugverbotszone, vor allem in der Höhe ist dringlichst geboten. Im Moment liegt die Überfluggrenze bei lediglich 700 Meter über Grund und einem Radius von 1,5 Kilometer rund um das KKI. Nach Louis Hermann ist das einfach nur noch ein Witz, allerdings ein schlechter.

Robert Grashei, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Landshut, ging auf das Erneuerbare Energiengesetz (EEG) ein und erläuterte, wie die Industrie mit einem inszenierten übermäßigen Energieverbrauch versucht, sich von einer Mitfinanzierung am EEG vorbei zu mogeln. Der Gewerkschafter forderte, diese Ausnahme von der Regel gefährdet den Erfolg des EEG und darum muss auch die Industrie ihren Teil zur Energiewende beitragen. Das Schlupfloch „Befreiung energieintensiver Betriebe“ am EEG muss endlich geschlossen werden, damit bei der Energiewende Gerechtigkeit herrscht und nicht länger Energieverschwendung auch noch gesetzlich belohnt wird.

Die Moderatorin der Kundgebung, Kathy Mühlebach-Sturm, wies anschließend auf die vier Energiegenossenschaften hin, die sich im letzten Jahr in der Region gegründet haben. Durch Mitgliedschaft in einer solchen Genossenschaft kann jeder selbst zum Energieerzeuger werden, wodurch sich langfristig ganze Kommunen, Städte oder Gemeinden energetisch autark machen können.

Zuletzt kam Armin Reiseck (Büfa) auf die Bühne. Der singende Rechtsanwalt aus Wörth trug auf seine typische Art einen neuen Protestsong und das Lied „Es weihnachtet sehr“ von Konstantin Wecker vor. Musikalisch abgerundet wurde die Veranstaltung von den Sambatrommlern der Formation „Pan Tao Percussion“, die es mit ihren Rhythmen verstanden, dass sich die schattigen 7 Grad Celsius nicht so kalt anfühlten wie sie in Wirklichkeit waren.


Link:
Bündnis für Atomausstieg Landshut (BüfA)
Bayern Allianz für Atomausstieg und Klimaschutz
ausgestrahlt.de
Bürgerenergiegenossenschaft Isar eG

Archiv:
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Montags-Mahnwache am AKW Isar-1