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Kommentar von Gert Flegelskamp

Euro Krise in Irland

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Autor: Gert Flegelskamp   
Wir sind gefragt! Wir müssen retten! Wen, oder was? Irland natürlich. I'm sorry, aber so ein wenig Schadenfreude kann ich mir jetzt nicht verkneifen. Die Iren hatten es in der Hand, den Lissabonvertrag platzen zu lassen, waren aber dumm genug, auf die Versprechungen "ihrer Eliten" hereinzufallen. Jetzt haben sie den Salat. Wir leider auch, aber wenn es ums retten geht, helfen wir doch gerne.

Nur, wir retten die Iren nicht, sondern stürzen sie ins Chaos, so wie wir Griechenland ins Chaos gestürzt haben. Natürlich kenne ich die weit verbreitete Meinung, gewisse Länder lebten über ihre Verhältnisse. Natürlich nur, weil sie die Milliarden von der EU nur so hinterher geworfen bekommen. Aber seltsam, die meisten Griechen hatten keinen Grund, sich zu bücken, weil die EU-Milliarden einfach so auf der Straße lagen. Dort läuft es nicht anders, als hier auch. Gibt es Subventionen vom Staat, egal, ob die aus der EU oder dem eigenen Land kommen, dann schöpfen diejenigen, die Anspruch darauf haben, diese aus. Schlimmer noch, auch die, die eigentlich keinen Anspruch hätten, schöpfen sie aus und zwar viel "nachhaltiger", als die anderen, kleine Landwirte zum Beispiel. Im letzten Jahr wurden mal Zahlen veröffentlicht, wer in welchem Ausmaß von den Landwirtschaftssubventionen profitiert und da standen einige multinationale Konzerne ganz oben, Unternehmen, die keine Landwirtschaft betreiben. Nestle z. B.

Die Griechen haben das Gleiche wie die anderen Staaten gemacht. Sie haben den Euro bekommen, alles ist teurer geworden, was aber die Statistiker abstreiten und haben weiter gelebt, wie bisher. Die Politiker haben die Gunst der Stunde genutzt und sich selbst bedient, aber wohl auch nicht mehr als zuvor. Und die Banken haben die Gunst der Stunde genutzt und gezockt, wie bisher, nur wesentlich intensiver. Denn dort saßen Leute, die wussten, was zwangsläufig passieren muss, wenn man unterschiedlich strukturierte Volkswirtschaften in einen Topf wirft, ihnen also eine gemeinsame Währung verschafft, ohne allerdings auch die übrigen Voraussetzungen zu schaffen, ein gemeinsames Steuersystem, gemeinsame Wirtschaftsbedingungen, gleichartige Lohnsysteme usw. Sie wussten, ein solches System geht über kurz oder lang den Bach runter.

Hat man vor Beginn der Währungskrise schon jemals etwas davon gehört, dass Rating Agenturen ein ganzes Währungssystem in Bedrängnis bringen? Kaum, denn früher konnte jedes Finanzministerium rechtzeitig durch Auf- oder Abwertung der Währung reagieren. Doch dann kam der Euro. Kanzler Kohl und sein Finanzminister Theo Waigel (das ist der mit den beiden Schnurrbärten über den Augen) haben die Kastration Deutschlands durch den Währungswechsel vor allem auf Drängen Frankreichs gemacht. Dieses Zugeständnis verlangte Frankreich, um der "Wiedervereinigung" zuzustimmen. Doch wiedervereinigt sind wir bis heute noch nicht, vor allem nicht in finanzieller Hinsicht. Aber das ist ein anderes Thema. Mit Deutschland haben sich weitere 15 Staaten freiwillig kastriert, im Traum von einem gemeinsamen Wirtschaftsraum. So zumindest hörte sich das in der Presse an, die vielleicht noch nicht erkannt hatte, dass der gemeinsame Wirtschaftsraum bereits 1957 mit der EWG gegründet worden war. Aber Presseleute heute, so mein Eindruck, müssen ja selbst keine Artikel mehr schreiben. Sie übernehmen sie entweder von Presseagenturen oder von Think Tanks wie der INSM und müssen dann diese Tütensuppen ähnlichen Verbal-Produkte lediglich noch ein wenig garnieren.

Eine solche verbale Tütensuppe versuchte der Spiegel an den Mann zu bringen. Er veröffentlichte einen Bericht mit dem Titel: Nur ein neuer Pakt rettet den Euro. Autor ist der stellv. Chefredakteur des manager Magazin und Autor verschiedener Bücher, Henrik Müller. Seine Thesen:
  • Erstens, die Euro-Staaten gehen reihenweise pleite.
  • Zweitens, die Europäische Zentralbank springt ein und übernimmt die Finanzierung der Staaten, indem sie die Notenpresse anwirft.
  • Drittens, die Garantien des Rettungsschirms werden unendlich ausgedehnt - das Euro-Land wird zur Haftungs- und letztlich zur Schicksalsgemeinschaft; die Spekulation gegen einzelne Mitgliedstaaten wird dann irrelevant, so wie auch kein Investor auf das Ausscheiden Kaliforniens aus den USA wettet.

    Sein Lösungskonzept ist es dann, einfach alles an Brüssel zu geben, so dass Brüssel alle Fäden der Euro-Zone und der Wirtschaftszone EU in der Hand hat. Irgendwie scheint er vergessen zu haben, dass 11 Staaten nicht dem Währungsverbund angehören und damit gezeigt haben, dass sie intelligenter gewesen sind. Und die werden ganz sicherlich nicht in diesen Pleite-Verbund wollen und noch zusätzlich Hoheitsrechte dafür opfern.

    Herr Müller, so scheint mir, schließt von der Größe der Köpfe auf ökonomische Qualifikation. Daraus resultiert, dass er als beste Lösungsform der "Euro-Kriese" mehr Macht für Brüssel fordert. Brüssel, das müsste eigentlich inzwischen jedermann klar geworden sein, ist aber ein Wasserkopf. Ein Wasserkopf ist zwar größer, aber besagt das automatisch, dass er mehr Hirn hat?

    2006 forderte Herr Müller noch, dass man der Globalisierung als Patriot begegnen müsse. "Es sind Nationen, die sich im weltweiten Wettbewerb als Kollektive behaupten müssen", so verkündete er pathetisch im Klappentext seines Buches "Wirtschaftsfaktor Patriotismus".

    In seiner neuesten Aussage vermag ich seinen Hang zum Patriotismus aber nicht mehr zu erkennen, denn mehr Macht dem Wasserkopf Brüssel zu geben, vor allem in Geld- und Wirtschaftsfragen, ist gleichbedeutend mit einem neuen Ressort in der EU, der EU-standardisierten Wirtschaft, wie es einige EU-Apologeten schon seit einiger Zeit fordern. Und was fehlt der EU dann noch, um sich als Staat auszurufen? Anders könnte sie dann auch verwirklichen was so einigen G20 Teilnehmern seit 2 Jahren im Kopf herum spukt: Eine westliche Gemeinschaftswährung unter Führung der USA und als zentrales Institut der IWF. Das würde ich allerdings nicht nur als den (endgültigen) Untergang des Abendlandes bezeichnen, sondern finde es auch absolut unpatriotisch.


  • Die EU und dort besonders die Währungsunion haben zu keiner Zeit die Hoffnungen der Bürger erfüllt. Die Hoffnungen der Bürger waren vor allem der Weltfrieden (das erinnert mich an einen Film mit Sandra Bullock) und Wohlstand für alle. Wenn ich nun sage: "Wohl stand uns das Wasser bis zur Oberkante Unterlippe!", dann ist darin der erreichte Wohlstand in der EU und im Währungsgebiet des Euro wohl am besten beschrieben und der Begriff "Wohlstand" kommt auch darin vor. Auch mit dem Frieden scheint das so ein kleines Missverständnis zwischen Volk und Politik zu sein, denn die EU will ja aufrüsten und das macht deutsche Militärs so richtig glücklich. Die der NATO und die der Amis natürlich auch. Endlich wieder mit vereinten Kräften fremde Länder überfallen zu können, natürlich alles im Namen der Demokratie und des Friedens, welcher Militär bekommt da nicht glänzende Augen. Aber das Volk ist von dieser Idee des Lissabonvertrages ungefähr so begeistert, wie von der Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke.

    Der Euro hat natürlich einen gewaltigen Vorteil gebracht. Man muss sein Geld bei einem Urlaub in Spanien oder Griechenland nicht mehr umtauschen. Das sagen auch solche Leute, die seit der Einführung des Euro sich gar keinen Urlaub mehr leisten können. Aber mal ehrlich, wiegt der Vorteil, beim Urlaub sein Geld nicht mehr in eine Landeswährung umzutauschen, wirklich die Nachteile des Euro auf?

    Bei der Einführung der Währungsunion blieben die Stimmen ungehört, die sie als unsinnig und schädlich darstellten, denn damit wurde den Mitgliedern der Währungsunion die Möglichkeit genommen, flexibel auf Schwankungen am Weltmarkt zu reagieren. Aber mit der Währungsunion hat eine private Branche enorm gewonnen: Die Rating Agenturen. Was Hedge- und Equity-Fonds in der Wirtschaft, sind die Rating Agenturen für die Finanzspekulation. Und dahinter stehen die gleichen "grauen Eminenzen", die seit Jahrzehnten die Volkswirtschaften vor sich her treiben. Und die Rettungsschirme der EU für angeschlagene Staaten, nach gültigem EU-Recht eigentlich gar nicht zulässig, retten zwar die Zocker, die für die Krise verantwortlich sind und zu denen ich vor allem auch die Deutsche Bank zähle, aber durch die Auflagen wird die Binnenwirtschaft dieser Länder gänzlich zerstört. Die Bevölkerungen von Griechenland und Irland werden damit in eine Armut getrieben, die ihnen selbst vor dem Euro unbekannt war. Gäbe es in Griechenland oder in Irland verantwortliche Politiker, sie würden nicht nur aus der Währungsunion, sondern auch aus der EU austreten.

    Wo liegt eigentlich der Vorteil, die Länder Europas zu einem "Gebilde" zusammen zu bringen? Als praktischen Vergleich biete ich die multinationalen Konzerne an. Diese werden immer größer, immer mächtiger. Nur eines werden sie nicht: Besser. Je größer sie werden, desto verantwortungsloser wird ihr Handeln. Sie bestechen, sie unterdrücken, sie zerstören und Nationalitäten vermögen ihnen keinen Einhalt mehr zu gebieten. Mit einer Verschmelzung der Nationalitäten ist das nicht anders. So wie ein Konzern-Vorstand nicht mehr seine Mitarbeiter befragt, ob diese mit Massenentlassungen oder Fusionen mit der Folge von Massenentlassungen einverstanden sind, so befragt der Wasserkopf in Brüssel nicht mehr die Bürger der Länder, ob man die poltischen Entscheidungen für sinnvoll und nützlich erachtet.

    J.C.JunckerJean Claude Juncker, Christlich Sozialen Volkspartei (CSV/PCS), seit 1995 Premierminister Luxemburgs.
    Luxemburgs Premier, Jean-Claude Juncker, fordert nun mehr "Teamgeist" von der selbsternannten Retterin des Euro, Angela Merkel.

      Jean-Claude Juncker, das ist der Politiker, der einmal treffend ausdrückte:

    • Das einzige Mittel, etwas Demokratisches demokratisch zu stoppen, ist Geschrei und Aufstand!

      "Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt."
      Premierminister von Luxemburg Jean-Claude Juncker erklärt seinen EU-Kollegen die Demokratie (SPIEGEL 52/1999)

Tja, und der ist auch Chef der Euro-Truppe. Und in anderen Berichten wird inzwischen über die "Verdopplung des Euro-Rettungsschirms" nachgedacht. Entweder sind alle Politiker Lern-resistent, oder sie haben bei den Bilderbergern andere Aufgaben mit auf den Weg bekommen. Was hat die Politik eigentlich weltweit gegen die Zockerbande mit der Bezeichnung Bank gemacht? Sie haben die Bilanzregeln geändert, damit die Banken die wertlosen Papiere zu den Fantasiekursen von vor der Krise einlagern können, ohne dass die echten Verluste in den Bilanzen auftauchen. Sie haben ein neues Amt gegründet, die SoFFin (Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung), in dem aus meiner Sicht die gleichen Täter das Sagen haben , die uns die Suppe überhaupt erst eingebrockt haben. Doch schaut man genauer hin, dann scheint das auf die Banken keinerlei Eindruck zu machen. Sie zocken weiter, wie bisher. Sie können gar nicht anders, denn auf den Markt drängende Kapital und die Rufe der Kapitalanleger nach Traumrenditen können nur noch durch Betrug verwirklicht werden. Und der Euro-Rettungsschirm ist ein Betrug, denn das Geld hat keiner der EU-Staaten. Sie müssen es leihen, von den Zockern. Und die Zeche zahlen wir alle, alle Euro Staaten. Um dieses Geld aufzubringen, werden Renten gekürzt, Arbeitslosengelder minimiert, das Gesundheitssystem zerstört und die Steuern (indirekt) erhöht. Glauben sie der FDP kein Wort, wenn die von Steuersenkungen spricht. Die gilt nur für das Kapital. Sollten von Steuersenkungen zufällig auch Geringverdiener, Arbeitslose oder Rentner profitieren, nimmt man es ihnen wieder auf anderem Wege, z. B. durch indirekte Steuern und/oder die Umsatzsteuer.

Ich komme mir allmählich wie in einem Comic vor. Egal, ob Politiker, Wissenschaftler, Bankster oder Experten, sie alle lassen nur noch Sprechblasen los. Ganz ehrlich, wer Angst vor Terror hat, sollte nach Berlin schauen, denn dort sitzen die echten Terroristen, unterstützt vom BKA und den Geheimdiensten. Die terrorisieren dieses Volk schon seit Jahrzehnten und die Presse meldet dazu, das sei alternativlos.

Aber was soll's, wir retten jetzt erst einmal Irland. Und wenn schon keine echten Taliban oder al Qaida Leute ins Land stürmen, vielleicht gründet sich die IRA ja neu und besucht uns ab und zu. Schließlich, so einen kleinen Adrenalin-Schub haben wir ja wirklich mal nötig und was sollte unser Blut sonst in Wallung bringen?

Gert Flegelskamp

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