Logo

Hetzerkarrieren in der BRD-GmbH

Thilo Sarrazin

  • Drucken
(1 Bewertung, Mittelwert: 5.00 von 5)
Autor: Gert Flegelskamp   
Unsere Parteien haben in ihren Reihen Leute, die man getrost als Hetzmaschinen bezeichnen kann. Diese Leute zeichnen sich dadurch aus, dass sie - selbst aus Steuermitteln über Gebühr alimentiert - gegen den Teil der Gesellschaft hetzen, der zum Teil aus Steuermittel finanziert wird, also Arbeitslose, deren eingezahlte Versicherungsbeiträge (Arbeitslosenversicherung) teilweise veruntreut werden und Rentner, deren aus der Rentenversicherung resultierendes Alterseinkommen im gleichen Maße reduziert wird, wie das von Politikern, die keine Eigenleistung aufzuweisen haben, angehoben wird.

Eine andere dieser Hetzmaschinen, der ehemalige Arbeitsminister Wolfgang Clement, hat ja nun die SPD verlassen. Wer sich die politische Laufbahn dieses Mannes näher betrachtet, kommt schnell zu dem Ergebnis, dass er Wirtschaftslobbyist und kein Volksvertreter war. Aber seine Hetzparolen gegen Arbeitslose waren fast schon legendär und haben ihm wohldotierte Pöstchen bei den Unternehmen eingebracht, für die er während seiner politischen Arbeit wirklich gearbeitet hat. Jedoch war er nicht das einzige Pferd im Stall der SPD. Da ist z. B. der ehemalige Finanzsenator Thilo Sarrazin. Als Finanzsenator wusste er zu berichten, dass Arbeitslose mit ihrem Einkommen gut auskommen können, wenn sie sich von Würstchen mit Sauerkraut ernähren. Inzwischen wurde er als neuer Chef der Bundesbank nominiert und hat dafür seinen Job als Finanzsenator in Berlin an den Nagel gehängt, nicht aber sein Parteibuch abgegeben. Dass sein Einkommen dabei einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht hat, versteht sich von selbst. Offenbar muss sich nur eine Gazette finden, die seine Hetzparolen veröffentlicht, und er macht als Bankster dort weiter, wo er als Senator aufgehört hat, mit seiner Hetze gegen Arbeitslose und Rentner.

Für solche Parolen ist ja eigentlich die BILD zuständig, jedoch hat sich inzwischen auch das Magazin "Stern" bereitgefunden, als mediales System solche Parolen zu verbreiten. Was ist nur aus dem Stern geworden?

Statt sich, wie es Sarrazin als ehemaliger Finanzsenator und jetziger Bundesbankchef gebühren sollte, mit dem von Politik und Banken verursachten Finanzdesaster auseinanderzusetzen und dabei schamhaft jegliche Verunglimpfung der Opfer dieser Politik und dieses Finanzsystems zu vermeiden, sondert er im Stern Töne ab, die ich als ungeheuerlich empfinde.

Werfen wir zunächst einen Blick auf das, was Politik und Finanzdienstleister (das zu sein behaupten die Banken schließlich) zu verantworten haben und was sie im Gegensatz dazu vor allem der Jugend erzählen. Das, was man Kapitalismus nennt, ist ein Umverteilungssystem, ein Fluss, der nur in eine Richtung fließt, von unten nach oben. Kapitalist kann nur werden, wer jede Möglichkeit nutzt, zu kassieren und alles vermeidet, was seinen Interessen, Besitz anzuhäufen, entgegensteht. Kapitalismus ist deshalb so populär, weil es mit Märchen und Sagen umwoben wird, so die Mär von Tellerwäscher oder Schuhputzer, der Millionär wird und natürlich die Saga, die heutzutage mit den so genannten Casting-Shows propagiert wird, die Mär vom Superstar. Es gibt Einzelne, denen das gelingt, aber nur, weil sie ihre "Erfolge" vor allem dem natürlichen Ausbeutungssystem des Kapitalismus verdanken. Film- und Fernsehstars bekommen ihre Traumgagen nur, weil die entstehenden Kosten bei der Masse ihrer Bewunderer abkassiert werden. Für Pop-Stars gilt das auch. Unternehmen und die dahinter stehenden Großaktionäre sind erfolgreich, weil sie den Löwenanteil der Gewinne ihrer Produktionen kassieren und die eigentlichen Produzenten, die Arbeiter und Angestellten, am Erfolg nicht wirklich partizipieren lassen. Der Jugend verstehen die Ausbeuter aber weiszumachen, dass sie von den Alten ausgebeutet werden, dass Arbeitslose faul und betrügerisch sind und damit die Ursache, dass man sie mit Hungerlöhnen abspeist. Dass das bei so vielen Leuten auch gelingt, obwohl die täglichen Horrormeldungen von Unternehmen nicht abreißen, die mal wieder Tausende auf die Straße setzen, ist eines der ungelösten Mysterien in dieser Welt.


Der Blick auf die Finanzdienstleister zeigt derzeit aktuell, was wirklich dahinter steckt. Dort ist vermutlich auch der Slogan anzusiedeln, dass Geld arbeiten kann, denn lange Zeit warben diese Institute damit: "Lassen Sie Ihr Geld für sich arbeiten." Hintergrund ist das im Kapitalismus heute übliche Zinses-Zins-System, dessen exponentielles Format Einkommen verspricht, die von jeglicher Leistung frei sind, außer vielleicht der damit verbundenen kriminellen Energie. Was sich in der Vergangenheit an den Börsen und im weltweiten Finanzsektor abgespielt hat, hätte selbst in einem Hinterhof-Casino zur Abwehr mit den Worten "das ist mir zu heiß" geführt. Ob Hedge- oder Equity-Fonds, sie sind eines der Ergebnisse dieser Finanzjongleure, zu denen man auch die für die Finanzen zuständigen Politiker, unter anderem Sarrazin, zählen muss. Es ist ähnlich wie bei einem LKW. Wenn man die Ladung stetig steigert, dabei jegliche Vertäuung der Ladung vermeidet, muss dieser LKW zusammenbrechen oder verunglücken. Was die ungesicherte Ladung beim LKW, sind die Finanzkonstrukte bei den Banken und was die Überladung der Fracht beim LKW, sind die Derivate und Finanzwetten, die Optionsgeschäfte und weitere Finanzprodukte bei den Banken. Das Konstrukt von Bad-Banken, das Steinbrück nun auf den Weg bringt, ist ein weiteres Kapitel dieser unseriösen Machenschaften, um den Spekulanten, die es nicht rechtzeitig geschafft haben, ihr Kapital in Sicherheit zu bringen, zumindest einen Teil ihres "Spieleinsatzes" zu retten, zu Lasten der Allgemeinheit.

In den letzten Jahren sind die Finanzmittel der so genannten Hochfinanz drastisch gestiegen und im gleichen Maße ist das Vermögen von Otto Normalverbraucher oder Lieschen Müller, wie der Volksmund die Masse der Menschen gerne bezeichnet, abgeschmolzen. Aus einem mir nicht ersichtlichen Grund werden aber diese modernen Raubritter von der Allgemeinheit noch bewundert. Nur wenige scheinen zu begreifen, dass die Riesenvermögen einiger Weniger nur durch Plünderung der Massen anwachsen konnten. Ein praktisches Beispiel. In fast allen großen Unternehmen ist ein Passus des Arbeitsvertrages, dass Erfindungen der Mitarbeiter dem Unternehmen gehören. In einigen dieser Unternehmen gibt es dabei eine Form des Wettbewerbs mit der Bezeichnung "Verbesserungsvorschläge." Für geeignete Vorschläge bekommen die Mitarbeiter dann Prämien, die aber zumeist in keinem Verhältnis zum Nutzen für das Unternehmen stehen. Während die Politik Gesetze beschließt, die geistiges Eigentum sichern sollen, sind die Arbeiter und Angestellten dieser Unternehmen vertraglich verpflichtet, ihr geistiges Eigentum völlig umsonst oder gegen ein geringes Entgelt in Form einer kleinen Prämie an das Unternehmen zu übergeben. Dagegen geht keine Regierung vor. Eigentlich klar, denn sie ist Bestandteil des Ausbeutungssystems. Die damit erzielten Gewinne kassieren die Aktionäre und erwirken Kurssteigerungen an den Börsen, was die Haie der Branche, die Spekulanten und die Mafia magisch anlockt. Dabei sollte man sich meiner Ansicht nach keinen Illusionen hingeben. Wirtschaft, Politik und die Spitzen der Mafia sind heutzutage derart eng verwoben, dass eine Unterscheidung nur noch in den Bezeichnungen, nicht aber in den Personen möglich ist. Es war ein Finanzminister der SPD, Hans Eichel, der das Tor für die Hedge- und Equity-Fonds in Deutschland weit geöffnet hat, indem er den Verkauf von Unternehmensbeteiligungen steuerfrei gestellt hat. Zusammen mit dieser Aktion wurde den Menschen eingeredet, man brauche Investoren aus dem Ausland, um der Arbeitslosigkeit zu begegnen. Die vorgenannten Fonds waren solche "Investoren". Sie kauften Unternehmen und weideten sie aus, wie ein Metzger das Schlachtvieh. Damit wurden keine Arbeitsplätze geschaffen, sondern weitere Arbeitsplätze vernichtet.

Unternehmer prahlen immer damit, dass sie Arbeitsplätze schaffen. Nein. das tun sie nicht. Wenn sie Leute einstellen, dann nur deshalb, weil sie diese Leute dringend benötigen, um ihre Produkte zu produzieren oder ihre Geschäfte zu erledigen, also aus reiner Profitsucht. Wenn es eben geht. kündigen Sie ihren Arbeitern und Angestellten, weil damit die Börsennotierungen steigen und wieder Kapital von unten nach oben fließt. Kein Unternehmer stellt Leute ein, weil er sich aus sozialen Gründen dazu verpflichtet fühlt. Geld, dass er in Unternehmen investiert (heute ohnehin eher selten), ist Geld, dass zuvor andere für ihn erwirtschaftet haben, Leute, die er rücksichtslos entfernt, wenn sie ihm nicht mehr nützlich sind. Investiert ein Unternehmen, werden diese Investitionen nicht oder nur selten aus Eigenkapital des Unternehmens oder des Unternehmers finanziert, sondern über Kredite. Die Kosten werden auf die Preise aufgeschlagen, der Bevölkerung aber werden diese Verteuerungen mit den zu hohen Lohn- und Lohnnebenkosten erklärt. Kein Politiker und kein Unternehmer hat jemals auch nur andeutungsweise darauf verwiesen, dass die Zinslasten die eigentliche Ursache für mangelnde Wettbewerbsfähigkeit sind.


Zurück zu Sarrazin. Was dieser Mensch (ist er einer??) sich erdreistet, spottet jeder Beschreibung. Seine Hetzparolen gegen Arbeitslose und seine diesmal geäußerten Parolen zum Nachwuchs sind mehr als perfide. Fehlt nur noch, dass er Zwangskastrierung und Sterilisation von Arbeitslosen fordert. Seine Hetze gegen Rentner kommt aus einer Quelle von Leuten (incl. Sarrazin), die seit Jahren erfolgreich dabei sind, das Rentensystem zu zerstören. Die Renten sinken bereits seit Jahren, aber offenbar geht es Sarrazin nicht schnell genug. Ihn in der Bundesbank für das Risiko-Controlling verantwortlich zu machen ist gleichbedeutend, als wenn ein Hühnerzüchter seinen Hühnerstall durch einen Fuchs bewachen lässt. Er als Finanzsenator gehört mit zu den Tätern, die den nun als Finanzkrise bezeichneten Supergau des Kapitalismus ermöglichten und förderten. Entgegen den Ansichten vieler Menschen wussten sie, was passieren würde, denn es war ihre Aufgabe, das weltweite Finanzgeschehen zu beobachten und zu analysieren. Außerdem gibt es warnende Stimmen genug und welche Konsequenzen das Finanzgebaren im Kapitalismus hat, wurde in der Geschichte der letzten 200 Jahre mehrfach aufgezeigt. Dass diese Täter jetzt erneut eingebunden werden in die angebliche Bewältigung der Krise, zeichnet ein klares Bild der charakterlichen Eigenschaften unserer so genannten Elite. Was diese Elite so alles veranstaltet, beweisen auch die sich mehrenden Skandale. Derzeit sind es Intel und die Bahnvorstände, die für Schlagzeilen sorgen. Es geht dabei im Fall Intel fast unter, dass nicht nur die verantwortlich sind, die bestechen, sondern die Bestochenen mindestens ebensolche Schmutzfinken sind. Bei Intel betrifft das vor allem die Unternehmen der Metro-Gruppe (Otto Beisheim mit 4,85 Milliarden und Platz 18 sowie Michael Schmidt-Ruthenbeck, Reiner Schmid mit 3,35 Milliarden und Platz 35 lt. Liste der 300 Reichsten im manager-magazin 2008). Dass ausgerechnet ein Werner Müller als Chef des Aufsichtsrats der Bahn den Pfaffen spielt und den verantwortlichen Vorstandsmitgliedern für die Datenaffäre Absolution erteilt, damit sie Millionenbeträge mitnehmen können, ist fast schon ein Witz, aber in der Welt unserer "Eliten" der Normalfall. Werner Müller ist der Mann, der in der ersten Schröder-Regierung als Wirtschaftsminister zusammen mit seinem Kumpan Tacke (Staatssekretär) reine Lobbyarbeit für die Energiekonzerne geleistet hat.

Der Trend in Deutschland (was sage ich, in der gesamten westlichen Welt), dem sich Sarrazin verbunden sieht, ist der Trend hin zu einer solchen Elite, einer Elite, die nur den eigenen Vorteil im Blick hat und der jedes Mittel recht ist, diesen Vorteil zu wahren.

Angst werden kann einem dann, wenn man in der Augsburger Allgemeinen lesen kann, dass beim Patentamt München ein Patent angemeldet wurde, mit welchem Menschen nicht nur mittels RFID-Chip überwacht werden, sondern auch gezielt getötet werden können: Unsere "freie Presse" hat darüber mit dieser Ausnahme nicht berichtet, während in der Schweiz und in Österreich zahlreiche Presseorgane darüber berichteten. Das Patentamt München hat zwar das Patent nicht gegeben, doch könnte ich mir gut vorstellen, dass von zahlreichen Stellen in der Welt Interesse angemeldet wurde.

Gert Flegelskamp



Banner1_465x68