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[zurück][ältere Posting][neuere Posting]  Dienstag, 18 September 2018 | Blog: 2 | No: 41646     feed-image

Was hätte Linus besser tun sollen?

Hier ist sein glaube ich übelster Ausfall

Zur Diversity-Frage sind einige Einsendungen reingekommen.
Ein Beispiel dafür war eine Spielefirma, die so im Text Anspielungen und Witzchen vermeiden kann, die in belieferten Kulturkreisen keiner versteht. Das finde ich ein gutes Argument allerdings noch nicht durchschlagend, weil es sich nicht so gut verallgemeinern lässt, z.B. auf VW-Fließbandarbeiter oder Burger-Flipper bei McDonald's oder einen SAP-Programmierer.
Ein anderer Einsender ist Lehrer und wies darauf hin, dass die unter partiell ähnlichen Annahmen eingeführte "Kinder nicht korrigieren, Lesenlernen nach Aussprache"-Methode wohl voll in die Hose ging.
Ein dritter Einsender zitierte einige bekannte Fälle wie den Seifespender, der nur bei weißer Haut Seife spendet.
Ich persönlich betrachte Kritik an meiner Arbeit nicht als negativ, im Gegenteil. Von Lob lernt man nichts. Mein Ziel ist, zu lernen. Daher ist ehrliche Kritik das viel größere Lob, besonders wenn man ihr anmerkt, dass derjenige sich mit meiner Arbeit auseinandergesetzt hat, als irgendein rituelles Hohl-Lob. Aus meiner Sicht machen sich Leute, die bei Kritik nur darüber nachdenken, wie ungerecht sie behandelt werden, ihre Wachstumsmöglichkeiten kaputt, und ich würde alleine deshalb lieber jemand kritikfähigen einstellen. Nicht nur ihre eigenen Wachstumschancen, die des ganzen Teams.
Ich habe einige so Zuckerwatte-Teams erlebt. Eine häufige Gemeinsamkeit ist, dass die aus Furcht vor Kritik auch externe Vergleiche scheuen, und dann in einer Blase vor sich hin arbeiten, sich gar nicht dessen bewusst seiend, dass sich die Welt seit ihren Berufanfangs weitergedreht hat, und es inzwischen bessere Verfahren gibt.
Insofern wäre mein auszuräumendes Problem auch nicht damit, ob es da jetzt Diversität und Inklusion gibt, sondern ob man sich radikale Kritik und Kritikfähigkeit aufrecht erhalten hat. Und das sehe ich halt bei keiner der üblichen Inklusions-Initiativen gegeben, eher im Gegenteil.
Um mal das geflügelte Wort zu zitieren: Klar, kann man so machen. Wird dann halt Kacke.

Update: Ich finde es an der Stelle übrigens brandgefährlich, Leute zur Selbstverwirklichung Code beisteuern zu lassen. Wir reden hier vom Linux-Kernel, der ist in Telefonen drin, mit denen man im Notfall zuverlässig die Feuerwehr rufen können muss. Der ist in Steuerungen für Kraftwerke drin, und in selbstfahrenden Autos. Da hängen Menschenleben von ab. Nein, da darfst du nicht an die Wand pinkeln, weil das toll in deinem Lebenslauf aussehen würde. Man hätte euch auch nicht bei der Brücke in Genua mitfrickeln lassen, weil ihr ein marginalisiertes Einhorn seid, mit dem alle Mitleid haben. Habt mal ein bisschen Respekt vor Code! Wir kriegen es schon mit ausgewiesenen und erfahrenen Experten nicht zuverlässig hin, sauberen und sicheren Code zu schreiben! Das ist kein Kunstwerk, das ist ein Stück Infrastruktur, von dem wir hier reden!

Update: Übrigens halte ich es für unerlässlich, dass wir uns einigen, was wir meinen, wenn wir Linus kritisieren. Hier ist sein glaube ich übelster Ausfall. Das ist keine öffentliche Niedermachung einer spezifischen Person. Die Person ist nicht genannt (und ihm wohl auch nicht bekannt). Es geht um Verhalten, nicht die Person. Ich finde diese Aussage von Linus auch nicht akzeptabel und werde sie nicht verteidigen. Aber das ist eben nicht "der Bronie da drüben ist ein Idiot und darf nicht einchecken" sondern "OMG wer schreibt denn bitte SOLCHEN CODE!?!?". Das ist nicht "Soldat Müller ist ein Mörder" sondern eher "Soldaten sind Mörder". Immer noch inakzeptabel, allerdings hat das eine Vorgeschichte. Wer die nicht kennt, hält bitte mal gepflegt die Klappe. Linus entgleiste in der Vergangenheit nie jemandem direkt ins Gesicht, sondern er fährt eine mehr oder weniger kontrollierte Eskalationsstrategie gegen Leute, die wieder und wieder ankommen und ihm Mist einreichen. Wer das nicht gut findet, soll mir mal bitte sagen, wie Linus sonst reagieren soll. Wir reden hier auch von Leuten, die dafür bezahlt werden, Code für Linux zu schreiben. In diesem Fall von Redhat, in dem anderen bekannten Fall waren das die Security-Leute von Google, die lauter Patches eingereicht haben, die den Kernel platzen lassen, wenn sie Speicherkorruption diagnostizieren. Ich bin in der Debatte auf Seiten der Google-Leute, aber ich bin nicht der Kernel-Maintainer. Wenn Linus das nicht mag, dann ist das seine Entscheidung. Google kann ja einen Fork betreiben (tun sie ja auch). Google wollte aber die Wartung für ihren Kram dem Upstream-Kernel überhelfen. Und dann müssen sie sich halt auch an die Regeln dort halten. Ganz einfach. Aber das Problem ist halt, wenn die dafür bezahlt werden, das zu tun, dass die dann auch nicht weggehen, wenn Linus seine normale Strategie fährt und sie kritisiert. Die haben von ihrem Boss halt andere Vorgaben und tun, wofür sie bezahlt werden. Ich sehe da keinen guten Ausweg. Linus könnte öffentlich Google anpinkeln. Oder erkönnte Mails von den Leuten filtern. Oder sie ignorieren. Ist alles noch schlechter, finde ich. Als mal Butter bei die Fische. Was hätte Linus besser tun sollen?

Update: Ein Einsender schlägt den Lehrerberuf als Beipiel für sinnvolle Diversität vor. Wenn die Schüler alle homogene Hintergründe haben, es es besser für sie, einem Lehrerkollegium mit diversen Hintergründen exponiert zu sein. das finde ich ein gutes Argument, aber es verallgemeinert sich wieder nur schlecht.

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