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[zurück][ältere Posting][neuere Posting]  Mittwoch, 13 Februar 2019 | Blog: 1 | No: 42481     feed-image

Wie beurteilen Sie das?

Die ARD hat ein "Framing-Manual" erstellen lassen

Die ARD hat ein "Framing-Manual" erstellen lassen. Das ist ein Begriff aus der Psychologie / Kommunikationswissenschaft / PR / Spindoktor-Branche und meint, dass man bei einer Berichterstattung durch den Kontext und die Wort- und Metaphernwahl lenken kann, in welchem Kontext sie beim Rezipienten einsortiert wird. Ganz plumpes Beispiel: Wenn man an einen Artikel in Einzelhandel dranschreibt, er kostet 100 Euro, streicht das durch und schreibt 20 Euro dran, dann sortiert der Kunde das als "80 Euro gespart" ein, und die Frage, ob dieser Artikel wirklich 20 Euro wert ist, tritt in den Hintergrund. Umgekehrt löst man mit Metaphern wie "Migrantenflut" Assoziationen einer Naturkatastrophe aus, und mit "Ausländerkriminalität" transportiert man diskret die Annahme, dass Kriminalität unter Ausländern besonders häufig oder besonders wichtig ist.
Die häufigere Anwendung in der Politik ist allerdings das positive Framing. Wenn z.B. die offizielle Regierungskommunikation von "Arbeitslosenstatistik" auf "Beschäftigungsstatistik" oder gar "Arbeitsmarktstatistik" umschwenkt, dann wird damit der Aspekt wegretuschiert, dass wir hier über Menschen reden, die keinen Job gefunden haben, und von unserem Hartz-IV-System zu Menschen zweiter Klasse degradiert und gegängelt werden. Oder wenn die Politik davon redet, "ein Gesetz auf den Weg gebracht" zu haben, dann wird damit transportiert, das ein Gesetz sowas wie ein Boot ist, das man vom Stapel lässt, und danach ist halt "in Gottes Hand", was weiter passiert.
Kurz gesagt: Framing ist keine neutrale oder positive Technik. Das ist das Handwerkszeug von Spindoktoren, und die ARD sollte sich was schämen, dass sie ihre Mitarbeiter nach solchen Methoden schult.
Ich finde sehr schön, wie Meedia auch Framing benutzt, um den Ton zu setzen, wenn sie ein Foto der ARD-Generalsekretärin nehmen, wo sie besonders unehrlich zu lächeln scheint, und dann als Bildunterschrift das hier nehmen:
"Jeder darf so reden, wie er oder sie möchte."
Damit wird deutlich kommuniziert, dass das das in Abrede stand oder zumindest nicht klar war.
Es wird in der Mitte auch konkreter, was für Framing-Vorschläge dieses Manual so gemacht hat:
Q: Es werden aber nicht nur Vorschläge gemacht, wie man die ARD und den öffentlichen Rundfunk besser darstellt, sondern es wird auch erklärt, wie man den Privatmediensektor fast schon herabwürdigen kann. Da ist die Rede von profitwirtschaftlichen Sendern, von medienkapitalistischen Heuschrecken, vom Kommerzsender. Diese Begriffe fallen im Manual. Wie beurteilen Sie das?
A: Wir sind gewohnt, immer zu sagen öffentlich-rechtlich und privat. Öffentlich-rechtlich beschreibt aber nur eine juristische Organisationsform, das Pendant wäre privatrechtlich. Das wird aber nicht gesagt. Mit privat wird eher etwas Privates, Eigenes, Heimeliges verbunden. Öffentlich-rechtlich hat eine Konnotation, die für viele nach schwerfälliger Behörde klingt. Für mich war die Erkenntnis ganz wichtig, dass wir hier nicht ehrlich sprechen. Der Begriff Gemeinwohlmedien drückt viel besser aus, wofür wir stehen als öffentlich-rechtlich. Dass die kommerziell arbeitenden Medienhäuser nun mal kommerziell sind, ist meiner Meinung nach eine ehrliche Bezeichnung und keine herabwürdigende.
Das finde ich ausgesprochen harten Tobak. Besonders weil die angeblichen Gemeinwohlsender ja auch Werbung ausstrahlen (was ich übrigens skandalös finde).



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